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Digitale Nomaden Realität: 5 Beispiele wie das ortsunabhängige Leben wirklich ist

Digitale Nomaden Realität Kevin Manthey Blog

Wer schon einmal nach Digitale Nomaden gesucht hat, wird schnell auf folgendes Bild stoßen:

Jemand liegt mit Laptop in der Hängematte und im Hintergrund siehst du den schönsten Strand.

Natürlich ist das ein starker emotionaler Trigger von Leuten, die ihre Videokurse verkaufen möchten.

Vor allem Leute, die ihren Job überhaupt nicht mögen und täglich an die Kündigung denken, sind dafür leider leicht empfänglich.

Mit diesem Bild möchte ich aufräumen.

Ich habe die letzten 1,5 Jahre als Digitaler Nomade verbracht und in 5 Ländern gelebt.

Wird also mal Zeit für ein kleines Zwischenfazit.

In diesem Beitrag stelle ich dir anhand von 5 Beispielen das ortsunabhängige Leben vor.

Auch als Video verfügbar: Digitale Nomaden Realität auf YouTube

1) Reisen (und Reisestress)

Ende 2021 hatte ich fast schon mit dem Lebensstil aufgehört.

Das hatte verschiedene Gründe. Ich hatte sogar zu Anfang 2022 einen Arbeitsvertrag vorliegen und hab mich wirklich auf den Nebenjob in einer Buchfiliale gefreut.

Ich liebe Bücher.

Im Vertrag tauchten allerdings zwei Paragrafen auf, die von unserer Vereinbarung abwichen. Also habe ich einen Tag vor eigentlichen Vertragsbeginn per E-Mail abgesagt und direkt im Anschluss ein Airbnb auf Fuerteventura gebucht.

Auf Fuerteventura war ich bereits im Jahr zuvor und es war der richtige Ort, um mich von der Reisemüdigkeit zu erholen.

Schließlich kenne ich mich dort aus, musste mir keine Infos beschaffen und es fühlte sich gut an, an einen vertrauten Ort zurückzukehren, an dem ich nicht mal Google Maps brauche. Ich hatte sogar das Gefühl, dass mich die ein oder andere Kassiererin im HiperDino wiedererkannt hat.

Klar es ist schön, jederzeit neue Orte und Kulturen kennenzulernen.

Doch es geht halt viel Zeit verloren, wenn man sich jedes Mal neu zurechtfinden muss.

Vor allem was den Einkauf angeht.

Du bekommst halt nicht überall das, was du in Deutschland kaufen würdest.

Das ist auf jeden Fall einer der Aspekte, die ich unterschätzt habe und deutlich mehr Zeit fordert, als man denkt.

Zusätzlich ist es sehr zeitraubend, passende Unterkünfte und Flüge zu finden.

Da ich noch sehr aufs Geld achten muss, nehme ich meist das günstigste Airbnb, welches weder an meinem Selbstwertgefühl nagt noch das etwas fehlt, was man halt im Alltag so braucht.

Für mich ist das ein vernünftiger Arbeitsplatz, Tageslicht in der Wohnung und ein Badezimmer, in dem man sich wohlfühlt.

Da ich immer für mindestens einen Monat buche, sind die meisten Inserate auch nicht verfügbar.

Es reicht halt schon eine Buchung zwischendurch, auch wenn es nur eine Übernachtung stattfindet.

Um den ersten Punkt zusammenzufassen:

Die Reiseplanung kann ab und an schon echt nerven, obwohl ich Organisatorisches wirklich sehr gerne erledige. Doch im Endeffekt ist es mir das wert.

Dafür überwiegen die persönlichen Vorteile des Dauerreisens zu sehr.

2) Rhythmus und Gewohnheiten

Ein gewohnter Tagesrhythmus ist ausschlaggebend für eine vernünftige Produktivität.

Doch natürlich leidet dieser Rhythmus unter den Reisen.

Ein Tag ist kaum wie der andere und daher denke ich, dieser Lifestyle ist nicht für jeden geeignet ist.

Vor allem wenn du ein Unternehmen aufbauen möchtest, ist es wohl die bessere Entscheidung, erstmal sesshaft zu bleiben.

Ich als Content Creator bin da schon etwas flexibler.

Ich muss weder Kunden bedienen noch ein (ortsabhängiges) Team aufbauen.

Zudem kommt es natürlich meinem Blog und YouTube Kanal zugute, wenn ich laufend Eindrücke im Ausland sammle und diese in Content umwandeln kann.

Was mir ebenfalls aufgefallen ist, dass die Gewohnheiten drunter leiden und die ersten Tage nach der Ankunft darüber entscheiden, wie sich dein Aufenthalt entwickelt.

Früher habe ich jeden Morgen in einem Buch gelesen und alle paar Tage eins beendet. 2018 las ich sogar 66 Bücher.

Im Vergleich dazu las ich im Jahr 2021 nur 29 Bücher.

Was halt immer noch eine gute Zahl ist, aber ich denke du verstehst meinen Punkt.

Das Schöne an Gewohnheiten ist, dass sie auch mit deinem Aufenthaltsort zu tun haben.

In deinem gewohnten Zuhause befinden sich die Trigger, die es schwer gestalten, schlechte Gewohnheiten abzulegen. Das bedeutet einerseits, dass du schlechte Gewohnheiten zuhause lassen kannst und an jedem Ort die Möglichkeit hast, eine neue Gewohnheit in dein Leben zu integrieren.

Zum Beispiel war ich früher regelmäßig, also mindestens 1 mal die Woche, bei Burger King und McDonalds. Auf Madeira bin ich zwar auf Uber Eats hängengeblieben, aber danach habe ich mich endlich drum gekümmert, weniger Essen zu bestellen.

3) Digitale Nomaden sind (keine) Touristen

Was als Außenstehender nicht immer leicht zu verstehen ist:

Du bist kein Tourist.

Also irgendwie halt doch, aber keiner von den üblichen Urlaubern, die täglich am Strand liegen oder auf Sightseeingtour gehen.

Stattdessen erfährst du wie das Leben vor Ort wirklich ist.

In erster Linie geht es mir um die Produktivität und vermutlich habe ich in 2 Monaten auf Madeira deutlich weniger gesehen als andere Touristen in einer Woche.

Im Laufe der Zeit habe ich gelernt, dass ich mir die Ausflüge auf jeden Fall in meine Wochenaufgaben unterbringen muss, damit es nicht in Vergessenheit gerät.

Jeden Sonntag erledige ich einige Aufgaben, um z.B. die Ordnung aufrecht zu erhalten und seit meinem zweiten Fuerteventura Aufenthalt, ist ein wöchentlicher Ausflug Pflicht – zumindest, wenn ich im Ausland bin.

Zudem habe ich mir eine Aufgabe für Strandbesuche erstellt, die mich alle paar Tage erinnert, das Leben auf einer Insel auch zu genießen.

Dabei kam es auch durchaus vor, dass ich ein paar Aufgaben am Strand erledigt habe, womit wir direkt zum nächsten Thema kommen.

4) Überall arbeiten (oder doch nicht?)

Ich hatte es bereits in der Einleitung erwähnt.

Dieses Bild mit Laptop am Strand und so.

Ich hatte nie meinen Laptop mit ans Meer genommen, da ich die Idee immer schwachsinnig fand. Glaub mir, du möchtest sicherlich nicht, dass ein starker Windzug kommt und dir den Sand in den Laptop drückt.

Zudem ist bei starkem Sonnenschein das Display meist eh kaum sichtbar.

Etwas was ich immer im Gepäck habe ist ein Klemmbrett.

Das habe ich auch gerne mit zum Strand genommen, um Notizen niederzuschreiben, Ideen auszuarbeiten oder zusammen mit dem Smartphone kleine Aufgaben zu erledigen.

Doch darüber hinaus ist ein Strand wohl nicht zum Arbeiten gemacht.

Als Digitaler Nomade brauchst du nur einen Laptop und Internet.

Damit kommen also alle Cafés und Restaurants in Frage, die dir einen schönen Tisch und WLAN bieten.

Dabei habe ich bemerkt, dass es nicht immer ganz so leicht ist, sich auf die Aufgabe zu fokussieren.

Dennoch kann ich zumindest gut Texte schreiben, wenn ich in der Öffentlichkeit sitze. Sofern ich den Text anständig vorbereitet habe.

Eine hervorragende Alternative dazu bieten dir Coworking Spaces.

Coworking Space in Tirana

Vor allem wenn du gerne unter Gleichgesinnten bist und vor hast, andere Digitale Nomaden kennenzulernen. So habe ich in Tirana z.B. Digitale Nomaden aus England kennengelernt, die mit mir im selben Büro saßen.

Die Zeit im Coworking Space ist meist produktiv.

Schließlich gehst du ja extra dort hin, um zu arbeiten. Da fällt es zumindest mir deutlich leichter, die Social Media Verlockungen und andere Ablenkungen auszublenden.

Das ist auf jeden Fall ein Punkt, der etwas Zeit braucht, um sich selbst zu verstehen.

Es hängt wie gesagt von der Aufgabe ab, ob du diese an beliebigen Ort erledigen kannst oder doch besser in der Unterkunft oder im Coworking Space.

Mir gefällt dieses Flexibilität sehr und wenn mal die Motivation fehlt, ist es ein leichtest Spiel die Aufgabe doch zu erledigen, sobald du am richtigen Ort bist.

Naja, sofern man es halt schafft, sich aufzuraffen und die Wohnung zu verlassen.

5) Leben nach fremder Ordnung

Ein Aspekt des ortsunabhängigen Lebens ist die fehlende Kontrolle über die Wohnverhältnisse.

Fremde Menschen richten deine Wohnung ein und du hast keinen Einfluss auf die Gestaltung.

Jede Wohnung ist wieder anders eingerichtet und es dauert meist 2-3 Tage bis man sich an die neuen Lichtschalter gewöhnt hat oder endlich herausgefunden hat, wie man die Dusche vernünftig bedient.

Auch beim Thema Kochen ist Anpassungsfähigkeit gefragt.

Mal hast du einen hochmodernen Herd vor dir, dann nur zwei mobile Herdplatten. Andere Wohnung verfügen über einen Gasherd.

Darüber hinaus ist es schwer, sich Alltagsprodukte wie Salz und Öl zu kaufen und diese in den 4 Wochen zu verbrauchen.

Ich war schon in Airbnbs deren Küchen optimal eingerichtet waren und man selbst nur Lebensmittel gebraucht hat. In Albanien hingegen hatte ich nicht mal Spülmittel oder einen Schwamm zum Abwaschen.

Vorteilhaft ist wiederum, dass man sich genau überlegt, was man wirklich braucht und kaufen sollte.

Ich bin kein Freund des Minimalismus, dennoch habe ich bemerkt, dass es sich mit wenig Sachen wirklich leichter leben lässt, als wenn die eigene Wohnung mit unnützen Dingen voll steht.

Dabei muss man sich halt auch immer wieder vor Augen halten, dass die heutige Welt nicht für Digitale Nomaden gemacht ist.

Auch wenn das manchmal echt frustrierend ist, ist es dennoch schön immer wieder etwas Neues dazu zu lernen.

Und sei es auch nur die Bedienung eines Gas-Herds, vor dem ich echt Respekt hatte. Doch nach ein paar Mal fühlt es sich schon ganz normal an und man lebt mit dem Bewusstsein, mal wieder seine Komfortzone erweitertet zu haben und das sogar ohne, dass die ganze Nachbarschaft in die Luft geflogen ist.

Daher glaube ich, dass dich ein Leben als Digitaler Nomade in viele Situationen außerhalb deiner eigenen Komfortzone bringt.

Mit jeder neuen Erfahrung wachsen wir weiter und das ortsunabhängige Leben bietet dir viele Möglichkeiten dazu zu lernen, Fähigkeiten zu entwickeln oder einfach nur als Persönlichkeit zu reifen.

Ich habe mal gehört, dass ein schönes Leben schwer ist. Doch ein einfaches Leben ist nicht schön.

Nach über einem Jahr als Digitaler Nomade stimme ich dem vollkommen zu.

Ein ortsunabhängiges Leben ist nicht einfach, doch dafür verdammt geil.

Du erlebst Dinge, mit denen andere niemals in Berührungen kommen und das ist der ganze Stress wert.

Bist du bereit, selbst Digitaler Nomade zu werden?

Falls du selber Digitaler Nomade werden möchtest, solltest du dir das ganz genau überlegen.

Es gibt auf YouTube viele Videos, die nur die positiven Aspekte des Lifestyles beleuchten.

Ich selbst habe ich mich mehrere Jahre vorbereitet.

An dem Tag, als ich die endgültige Entscheidung traf zum Jahresende Job und Wohnung zu kündigen, blieben mir noch 5 weitere Monate, um mich auf alles einzustellen.

Vom notwendigen Gepäck bis hin zu möglichen Problemen, die auftreten während ich alleine im Ausland bin, machte ich mir reichlich Gedanken.

Bis heute habe ich meine Entscheidung nie bereut und werde es auch in Zukunft nicht.

In diesem Beitrag erfährst du, wie meine ersten Tage als Digitaler Nomade verliefen: 10 Tage auf Madeira

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