Ich steckte den Schlüssel in das Schlüsselloch und nichts passierte.
Nochmal.
Keine Bewegung. Ich rüttelte an der Tür.
Erfolglos.
In dem Moment wusste ich, dass ich vor einer Viertelstunde die richtige Entscheidung getroffen hatte.
Also klopfte ich an der Eingangstür des Hostels, holte meine abgelegten Sachen raus und lief in Richtung meines soeben gebuchten Hotels.
Dann zahle ich für diese Nacht halt 2 Unterkünfte.
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Das Ende meiner Komfortzone
Bis zu diesem Tag war ich stets bedacht, meine Komfortzone zu verlassen und zu erweitern.
Nachdem ich mir einige Jahre zuvor zum ersten Mal Ziele gesetzt habe, wusste ich, dass ich mich ändern muss.
Dazu gehörte für mich, dass ich in jeder Situation, die mich zunächst abschreckte, proaktiv vorging.
Ich habe mal gelernt, dass ein schönes Leben nicht einfach ist, weil dazu unbequeme Entscheidungen und Handlungen zählen.
Andererseits ist ein einfaches Leben nicht wirklich schön.
Immer nur das zu machen, was innerhalb unserer Komfortzone liegt, ist einfach. Zugleich beraubt es uns Möglichkeiten und Chancen auf schöne Erlebnisse.
Wir stehen uns selbst im Weg.
Genau das dachte ich mir, als ich mir für die Nacht auf Lanzarote ein Bett in einem Hostel buchte.
Die Vorstellung mit fremden Menschen in einem Zimmer zu schlafen, hatte mich bis dahin immer abgeschreckt.
Für diese Nacht war es also mein Ziel, meine Komfortzone in diese Richtung zu verlassen.
Anderenfalls würde es mir zukünftig im Weg stehen, falls ich darauf angewiesen bin, günstigere Unterkünfte zu beziehen. Schließlich ist es nicht immer möglich, kurzfristig ein Airbnb für einen kompletten Monat zu buchen. Da wären ein paar Tage zwischendurch in einem Hostel schon eine gute Alternative.
Für diesen Abend brauchte ich lediglich eine Unterkunft, in der ich schlafen und duschen konnte.
Dafür würde so ein Hostel schon ausreichen.
Schon morgens, als ich auf Fuerteventura meine Tasche packte, um mit der Fähre nach Lanzarote zu fahren, hatte ich ein schlechtes Gefühl.
Eigentlich ein gutes Zeichen, um die Komfortzone zu erweitern.
Nur eine Nacht. Danach wäre ich wieder alleine in meinem Airbnb in Puerto del Rosario und konnte stolz auf den vergangenen Ausflug zurückblicken.
Ich kam gutgelaunt auf der Insel an, lief ein wenig durch Playa Blanca und fuhr ein paar Stunden später mit dem Bus nach Arrecife.
Mein Rückzieher
Nun stand ich also vor einer recht schäbig aussehenden Eingangstür und klopfte.
Eigentlich gab es eine Schlüsselbox. Wie sich eine Minute später herausstellte, wurde mir der falsche Code gegeben.
Ich stellte mich kurz vor und wurde zu meinem Bett geführt.
Inklusive doppelter Abschreckung.
Einerseits stand mein Name auf einer kleinen Holztafel (ich kann diesem Hostel-Lifestyle wirklich nichts abgewinnen) geschrieben und das „Einzelbett“, welches ich gebucht habe, war plötzlich ein Etagenbett.
Egal.
Alles was ich für meinen Spaziergang durch Arrecife nicht mehr brauchte, legte ich dort ab.
Ich fand am Meer eine ruhige Ecke, zog den Vaporizer aus der Tasche und fragte mich, ob ich wirklich zurück möchte.
Nein. Auf gar keinen Fall.
Trotzdem zögerte ich.
Denn doppelt wollte ich für diese Nacht keinesfalls zahlen und eigentlich wollte ich ja mal wieder meine Komfortzone verlassen.
Also machte ich mich auf einen Spaziergang durch Arrecife und jedes Schild mit der Aufschrift „Hotel“ brachte mich ins Grübeln.
Wenig später holte ich die Booking.com*-App raus und suchte ein günstiges Hotel für die Nacht.
Ich hatte wohl Glück. Natürlich hatte ich Tage zuvor schon nach günstigen Hotels gesucht.
Das Hostel war lediglich ein Kompromiss, da es im Gegensatz zu allen anderen Unterkünften erheblich günstiger war.
Doch nun war plötzlich ein Raum verfügbar, welches in meinem Budget lag.
Gebucht.
Auf zum Hostel: Mission Sachen abholen.
Und was soll ich sagen: als ich (mit dem nun richtigen Code) die Schlüsselbox öffnete, den Schlüssel entnahm, blieb ich dennoch vor verschlossenen Türen.
Dann halt nochmal klopfen.
Die Erkenntnis über meine Komfortzone
Natürlich machte ich mir am Abend noch ausführlich Gedanken.
Ich möchte niemanden diesem Lifestyle schlecht reden, doch das ganze Umfeld samt der Holztafel hat mich einfach abgeschreckt.
Es ist nicht meine Welt. Ich bevorzuge es, in meinen eigenen Gedanken zu bleiben, anstatt mich einer Gruppe unterzumischen.
Ich habe nichts dagegen, fremde Einzelpersonen kennenzulernen, doch Teil einer fremden Gruppe möchte ich nicht sein.
Als ich am nächsten Morgen nach einem guten Frühstück mit beeindruckender Aussicht durch die Stadt lief, kam mir diese Erkenntnis.
Es ist es nicht wert, jede Ecke außerhalb der eigenen Komfortzone zu erweitern.
Wenn es sich um etwas handelt, was man gar nicht sein möchte, lohnt es sich auch nicht, sich in diese Richtung zu entwickeln.
Wozu soll ich mich überwinden, wenn ich das Resultat nicht als erstrebenswert betrachte?
Schließlich war ich in erster Linie nach Lanzarote gereist, um ein schönes Erlebnis zu haben und hatte vor, an beiden Tagen ein Video zu drehen. Zudem bekam ich einen Tag vor Abreise noch einen Auftrag bekomme und sollte einen Text schreiben.
Eine (vielleicht sogar schlaflose) Nacht, umgeben von fremden Menschen hätte mir zu viel Kraft gekostet und mir war die Produktivität wichtiger.
Vielleicht sieht es in Zukunft anders aus und ich werde es noch einmal versuchen.
Doch dann taste ich mich langsam ran. Ich kann mir zum Beispiel eine Nacht in so einem Kapsel-Hotel vorstellen.
Da hat man immer noch einen Funken Privatsphäre.
Wie wir unsere Komfortzone Schritt für Schritt erweitern
Ich hoffe, dass dir dennoch bewusst ist, wie bedeutsam die stetige Erweiterung unserer Komfortzone ist.
Es ist halt nur wichtig, dass die Zone mit unseren Interessen übereinstimmt.
Ich habe in den letzten Jahren in vielerlei Hinsicht gelernt, dass es nie sinnvoll ist, zu große Sprünge zu machen.
Entweder machen wir einen Rückzieher oder fühlen uns so unwohl, dass wir dort nicht zurückwollen.
Stattdessen macht es Sinn, sich langsam heranzutasten.
An sich ist es immer gut, wenn wir kurz vorher Nervosität spüren und fragen, ob es die richtige Entscheidung war.
Doch Angstzustände (oder wie in meinem Fall: pure Abneigung) sollten dabei nicht aufkommen.
Fazit
Mag sein, dass ich mit der Wahl meines Hostels kein Glück hatte.
Das Türschloss ging kaputt, ich bekam das falsche Bett zugeordnet, die Leute wirkten seltsam und irgendwie kam mir alles so heruntergekommen vor.
Vielleicht hätte ich eine komplett andere Erfahrung machen können, wenn ich mich für eine andere Unterkunft entschieden hätte.
Was mir bleibt, ist die Erkenntnis, dass es sich nicht immer lohnt, die Komfortzone zu verlassen.
Es kommt halt wirklich drauf an, wie wir unser Leben verbringen möchten und wovon wir bewusst Abstand nehmen wollen.