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Leben als Digitaler Nomade: Die Welt ist mein Zuhause

Ich habe es tatsächlich getan. Nachdem ich vor knapp 4 Jahren wegweisende Entscheidungen getroffen habe und ich der Zwischenzeit alles Weitere in die Wege geleitet habe, beginnt nun ein neuer Lebensabschnitt als Digitaler Nomade.

Seit Ende Januar 2021 lebe ich auf Madeira.

Doch was bedeutet das genau?

Das digitale Nomadentum ist in erster Linie auf die Ortsunabhängigkeit zurückzuführen. Ein fester Aufenthaltsort ist hinfällig, wenn für die Arbeit ein Internetanschluss ausreicht. Somit lässt es sich auf verschiedenste Weise umsetzen.

Sei es als Remote-Worker, Freelancer oder (online) Unternehmer. Ich zähle mich zu letzterem. So beziehe ich mein derzeitiges Einkommen zu 100 % passiv. Daher verdiene ich kein Geld an Tagen, an denen ich arbeite. Mein Verdienst ist einzig auf die Produktivität der Vergangenheit zurückzuführen.

Ich nutze also die Zeit als Hebel, um die Einkommensströme vielfältig zu gestalten und meine Arbeiten zu skalieren. Schritt für Schritt.

In diesem Artikel beschreibe ich meinen Weg der letzten Monaten zwischen Entscheidung und Umsetzung sowie meine ersten Tage als Digitaler Nomade. Erfahre außerdem, was die Zukunft bereithält und wie es für mich weitergeht.

Die Planung: Entscheidungen für ein besseres Leben

Es war der 6. Juli 2020 an dem ich die endgültige Entscheidung traf.

Ende 2019 bin ich zwecks meiner Jahresplanung nach Dubai geflogen. Zu diesem Zeitpunkt war mir bereits klar, dass das folgende Jahr mein letztes als Arbeitnehmer sein wird. Mir fehlte lediglich das konkrete Datum.

Nachdem die Pandemie die Welt auf den Kopf gestellt hat, verschob ich meine Pläne vorerst auf unbestimmte Zeit. Doch dies hatte eine unglaubliche Frustration zur Folge. Für mich gibt es kaum etwas Schlimmeres, als Pläne nicht umsetzen zu können. So kam es im Juli zum Tag der Entscheidung.

Kann ich mir ein Leben als Digitaler Nomade überhaupt leisten?

Bevor ich mich der Visualisierung der nächsten Schritte hingab, gab es noch Fragen zu klären.

Im Nachhinein war es unglaublich wertvoll, die finanziellen Aspekte durchzurechnen. Als ich mir mehrere Budgets zurechtgelegt habe und mich durch meine Buchhaltung gewühlt habe, kam die Erkenntnis: Ja es ist möglich.

Es wird knapp, aber es ist möglich.

Mich zu reduzieren war nicht notwendig. Schließlich habe ich bereits im Zeitraum 2017-2019 auf (fast) alles, was nicht zwingend zum Überleben notwendig war, verzichtet. So habe ich mich etwa 4 Jahre auf ein Leben als digitaler Nomade vorbereitet.

Ich fühlte mich bereit. Die Zeit war gekommen.

Nach einigen Tagen intensivster Recherche hatten sich gut 20 Seiten in meinem OneNote-Notizbuch angesammelt und die Entscheidung war klar: Ich kündige meinen Festvertrag im öffentlichen Dienst sowie meine Wohnung und begann, den Großteil meines Besitzes zu verkaufen. Ab 2021 werde ich ohne festen Wohnsitz wohnen.

Kontrolle ist mir weitaus wichtiger als Besitz.

Im Anschluss war es mir wichtig, möglichst viele Türen zuzutreten. Denn wenn ich einen Plan B hätte, würde dies letztlich nur bedeuten, dass Zweifel an Plan A existieren.

Ortsunabhängigkeit: Warum nicht in Deutschland bleiben?

Unsere Gewohnheiten sind maßgeblich von unserem Umfeld bestimmt. Je größer die Verbindung, desto schwieriger fällt es aus gewohnten Mustern auszubrechen.

Vielleicht kennst du das: Wir nehmen uns etwas vor und arbeiten am nächsten Tag hochmotiviert an der Umsetzung. Doch nach wenigen Tagen, nachdem die erste Motivation nachgelassen hat, bettelt unser Körper nach dem ursprünglichen Zustand. Ist der Geist nicht stark genug ausgeprägt, geben wir i.d.R. schneller nach, als uns lieb ist.

So fällt es zunehmend schwerer, eine Veränderung anzustreben.

Mithilfe eines neuen Umfeldes sammelt unser Gehirn stetig neue Eindrücke, was neue neuronale Netze schafft und die alten Verbindungen von Gehirnzellen langsam zurückentwickeln lässt. #Neuroplastizität

Da meine Gewohnheiten Ende 2020 etwas festgefahren waren, war es Zeit für einen Ortswechsel. Die Komfortzone musste mal wieder erweitert werden. Denn bisher habe ich nichts weiter als die Grundlage meiner Unabhängigkeit geschaffen.

Um mich vollkommen der Produktivität zu widmen, habe ich mir zu Beginn der Planung einige Fragen gestellt.

Einerseits war es mir wichtig, an einem ruhigen Ort zu sein. Zu den weiteren Kriterien zählten eine gute Internetverbindung sowie geringere Lebensunterhaltungskosten als in Deutschland. Neben einem guten Klima fand ich auch die Idee, am Meer zu leben, gar nicht so schlecht.

Nachdem ich mich zuerst auf Bali (Indonesien) vorbereitet habe, zwischenzeitlich Teneriffa ins Auge gefasst habe, entschied ich mich endgültig für Madeira. Die ersten 10 Tage habe ich nun hinter mir und mit der Entscheidung nach Madeira zu gehen, bin ich sehr zufrieden.

Der Aufbruch: Reisen während einer Pandemie

Zugegeben, allzu wohl habe ich mich beim Reiseantritt nicht gefühlt. Vieles ist derzeit ungewiss und die Lage ändert sich stetig. Doch im Endeffekt gibt es selten den perfekten Zeitpunkt. Zudem habe ich es als größeres Risiko gesehen, weiterhin in Deutschland zu bleiben und für ewig im Mittelmaß stecken zu bleiben.

So kam es, dass ich an einem Freitagabend gegen 23 Uhr meine Reise antrat.

In Bremen ging es los: Mit FFP2 Maske in Richtung Madeira

Nachdem mein erster Zug aufgrund eines Schneesturms in Norddeutschland ausfiel, wurde ich spontan zum Bremer Hauptbahnhof gefahren. Es war ein ungewöhnliches Gefühl, Freitagnacht einen Bahnhof zu betreten, in dem sich kaum Menschen befanden. Als Loner würde ich sagen: ungewöhnlich schön.

Im Zug nach Hamburg hatte ich das gesamte Abteil für mich. In der S-Bahn war es nicht anders. Schließlich kam ich am Hamburger Flughafen an – und dass ohne die übliche Menschenmenge an den Check-In Schaltern. Nachdem ich meinen Koffer aufgegeben habe, ging es weiter in Richtung Sicherheitskontrolle. Dort warteten pro Fluggast schätzungsweise 30-40 Mitarbeiter/innen, was sich auch auf die Laune des Personals auswirkte. So entspannt bin ich noch nie gereist.

Nachdem ich bei der Sicherheitskontrolle für mein „Hammer T-Shirt“ gelobt wurde (es war eines von Dragonball), wartete ich auf meinen Flieger. Die Flugzeit betrug 4:20 Stunden, was ich als verlässliches Zeichen empfand. Selbst im Flugzeug waren wir maximal 15 Personen und ich konnte es mir auf einer Dreierbank gemütlich machen.

So kam ich immerhin noch auf 2-3 Stunden Schlaf in der Nacht.

Die Ankunft auf Madeira

Kurz nachdem ich aufgewacht bin, waren auch schon die ersten Berge Madeiras zu sehen.

Nach der Landung gegen 10 Uhr Ortszeit wartete bereits mein Koffer auf mich. Die Symbole auf dem Boden führten mich zur Gesundheitskontrolle. Dort wurde ich als „Auswanderer oder Verwandtschaft“ registriert und zum Gesundheitspersonal weitergeleitet. Ich lag mein negatives Testergebnis aus der Corona-App vor und wurde auf das weitere Verfahren hingewiesen. Aufgrund des Langzeitaufenthaltes war ich verpflichtet, nach 5-7 Tagen einen weiteren PCR-Test vorzunehmen. Dazu bekam ich Tage später eine Einladung per E-Mail und musste mich um nichts weiter kümmern.

Nun folgte ich den Pfeilen in Richtung Ausgang und bekam auf dem Weg nach draußen noch meine erste Madeira-Banane in die Hand gedrückt. Im Eingangsbereich stand eine einzige Person: ein Taxifahrer, der meinen Namen auf einem Schild in die Luft ragte.

Am ersten Tag auf Madeira lief ich erstmal Richtung Meer.

Die Fahrtzeit nach Funchal betrug etwa 15 Minuten und war ereignisreicher, als ich mir im Vorfeld vorstellen konnte.

Nach einem fast-Unfall auf der „Autobahn“, bog der Fahrer in eine Straße ab, die ich von der Rückbank nicht mal sehen konnte. Erst als wir auf dem Weg nach unten waren, konnte ich sehen, wie tief es bergab ging.

Für meine ersten beiden Übernachtungen habe ich mir eine Junior Suite gebucht. Da ich keine Ahnung hatte, ob mein Testergebnis aus Deutschland noch rechtzeitig eintraf, erschien mir eine Selbstisolation in einer Suite mit Balkon reizvoller als ein Hotelzimmer ohne Ausblick.

Letztlich konnte ich auf die Selbstisolation verzichten und nach einer Tasse Kaffee machte ich mich auf in Richtung Meer.

Hinter den Dächern verbirgt sich der atlantische Ozean

2 Tage später bezog ich meine Hauptunterkunft, ein Airbnb in Caniço. Per Uber bestellte ich mir ein Elektroauto. Nach einem unterhaltsamen Gespräch mit der Fahrerin, erreichte ich knapp 10 Minuten später das Ziel.

Wie es weitergeht

Vorerst bleibe ich bis Mitte März auf Madeira.

Welchen Aufenthaltsort ich als nächstes Ziel anstrebe ist derzeit noch offen. Durch die aktuelle Pandemie kommt zudem eine ungewisse Komponente ins Spiel, was die Planung komplizierter gestaltet. Daher werden die Entscheidungen in nächster Zeit von Spontanität geprägt sein. Was aber auch nicht weiter schlimm ist. Schließlich kann ich als digitaler Nomade frei über meine Zeit verfügen und somit von Tag zu Tag leben. Zur Not bleibe ich halt auf Madeira.

Solange meine Produktivität stimmt, wird sich auch schnell die finanzielle Lücke schließen. Denn stand heute kann ich mir noch kein dauerhaftes Leben auf Madeira bzw. in Deutschland leisten. Bis es soweit ist, wird Geo-Arbitrage sicherlich auch eine Rolle spielen.

Wie es in meinem Leben als Digitaler Nomade weiterging und was im ersten Monat noch so passiert ist, erfährst du im zweiten Teil meines Madeira Blogs:

1 Monat auf Madeira

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