Das leere Blatt starrt dich beharrlich an.
Gedanken stocken und lassen den noch eben in uns aufgestiegenen Tatendrang verblassen. Worte scheinen wie blockiert und an komplette Sätze ist erst recht nicht zu denken.
Viele sitzen vor dem leeren Dokument und wissen nicht, was sie schreiben sollen. Oder wie. Im schlimmsten Fall herrscht Unsicherheit vor, ob es das Geschriebene überhaupt wert ist.
Andere hingegen scheinen ihre leeren Blätter mühelos mit Inhalt zu füllen.
In diesem Beitrag dreht sich alles um tägliches Schreiben.
Ich verrate dir, wie Schreiben zur Gewohnheit wird und du Schreibblockaden in wenigen Momenten auflöst.
Dazu schauen wir uns zunächst die Effekte an, die tägliches Schreiben hervorbringt.
Content
Warum tägliches Schreiben sinnvoll ist
Tägliches Schreiben bringt unerwartete Vorteile mit sich.
Es wirkt sich positiv auf deinen Alltag aus und gibt dir eine Orientierung durch Erkenntnisse, dich sich während des Schreibens offen legen.
Vollkommen egal, ob du beruflich Texte verfasst oder ganze Bücher schreiben möchtest. Regelmäßiges Schreiben bringt uns allen etwas.
Nebenbei verbessert sich im Laufe der Zeit die Schreibtechnik. Vielleicht fällt es nicht immer auf. Doch spätestens, wenn wir alte Texte lesen, wird uns der Fortschritt bewusst.
(1) Tägliches Schreiben steigert Produktivität
Bei bedachter Umsetzung bietet tägliches Schreiben eine gute Möglichkeit, die eigene Produktivität zu steigern.
Einerseits erarbeiten wir uns die Fähigkeit, jederzeit Texte abliefern zu können, ohne dass wir im Vorfeld großartig Gedanken verschwenden müssen.
Lange Zeit war das tägliche Schreiben meiner Morgenroutine. Dazu hatte ich immer eine Liste mit Ideen, Fragen und offenen Texten, die ich dann je nach Laune bearbeitete. So schrieb ich eine Blogbeiträge vor, entwarf Videoscripte oder folgte einfach nur den Gedanken, bis das Wort-Ziel erreicht war.
Es gibt eben immer etwas zu schreiben und sobald tägliches Schreiben zur Gewohnheit wurde, wirst du dies auch erkennen.
Im Laufe des Tages überarbeite ich die Textpassagen und nutze sie für meine Projekte. Dabei wähle ich stets Themen, die sich ohne Recherche schreiben lassen. Nachschlagen erfolgt erst bei der Nachbearbeitung. Es ist wichtig beim Schreiben nicht unterbrochen zu werden, damit der Fokus aufrecht bleibt.
Wenn ich nicht weiterweiß, gehe ich über zum nächsten Stichwort und lasse die Textstelle frei. Textlücken lassen sich auch später füllen.
Nach gewisser Zeit des täglichen Schreibens schreibst du mühelos Großteile eines Artikels oder Textes fließend. Ein fließender Schreibstil trägt obendrauf zur Natürlichkeit deiner Texte bei.
(2) Erhöhe deine Gedächtnisleistung
Während du schreibst, stimuliert dies bestimmte Gehirnzellen des ARAS.
Dieser Bereich entscheidet quasi, welche Informationen wichtig genug sind, um diese im Gedächtnis zu speichern. Durch das Schreiben über bestimmte Erlebnisse überzeugst du dein Gehirn, dass diese Information wichtig ist. Je öfter du diese Information niederschreibst, desto stärker prägt es sich ins Gedächtnis. Du kannst diesen Effekt noch bestärken, in dem du die Informationen aus verschiedenen Blickwinkeln beschreibst.
Diese Infografik erklärt dir weiteres.
(3) Stärkung der Immunzellen
Dieser Punkt kommt überraschend, oder?
Forscher der Universität Texas haben herausgefunden, dass regelmäßiges Schreiben die Abwehrkräfte der T-Zellen erhöht, welche eine immense Rolle im menschlichen Immunsystem spielen.
Weiteres aus der Wissenschaft.
(4) Probleme lösen
Schreiben hilft dir dich strukturiert mit einem Thema deiner Wahl auseinander zu setzen. Oft offenbart es etwas Unbedachtes und bringt dich näher an eine Lösung eines Problems. Manchmal zeigt es dir gar den Lösungsansatz auf.
Bessere und vor allem durchdachtere Entscheidungen gelingen durch simples Aufschreiben.
Es kann auch durchaus vorkommen, dass du sogar neue Fragen zu herkömmlichen Alltagssituation entdeckst – und sie im Nebensatz beantwortest. Es bringt nicht viele mögliche Lösungsansätze mit Gedankengängen zu umzingeln. Die besten Lösungen ergeben sich in Momenten, in denen du Problemen die Aufmerksamkeit schenkst. Freies und tägliches Schreiben wirft dir nützliche Antworten zu, verwerte sie!
Ich erlebe das Schreiben nicht als Monolog… Schreiben bringt Fragen zum Vorschein, an die ich nicht gedacht hatte. Schreiben bietet mir eine neue Perspektive, eine andere und gewinnendere Art, die Dinge zu betrachten.
Julia Cameron
Weitere Vorteile kurz zusammengefasst
- Entwicklung eines eigenen Schreibstils (beeinflusst ebenfalls die Art, wie du sprichst)
- Verbesserung der Rechtschreibung
- Erweiterung deines Vokabulars
- bekannte Worte wandern vom passiven in den aktiven Wortschatz
- Jederzeit schreiben können
Täglich schreiben: Wie du beginnst
Seitdem tägliches Schreiben Teil meines Alltags ist, bemerke ich eine deutlich gestiegene Leichtigkeit in meinen Texten gegenüber Schreibarten der vorherigen Jahre.
Mit Leichtigkeit Texte zu verfassen verschafft dir auch in der Berufswelt einige Vorteile.
Aus meiner Erfahrung weiß ich, dass der überwiegende Teil meiner Kollegen Probleme hatte, Briefe oder E-Mails zu verfassen bzw. überhaupt zu beginnen. Durch regelmäßiges Schreiben umgehst du dieses Problem und bereitest dich unbewusst auf viele Situationen vor.
Perfektion hindert dich an der Umsetzung!
Beim täglichen Schreiben geht es nicht um eine saubere Gliederung. Sogar Satzbau und Grammatik sind egal.
Es geht einfach darum zu schreiben.
Solange, bis die als Ziel gesetzte Wortanzahl erfüllt ist.
Für den Beginn solltest du nicht mehr als 200-300 Wörter als Ziel setzen.
Eine zu hohe Zahl wirkt abschreckend und kann vor allem nach der Anfangsmotivation für die nächste Blockade sorgen.
Beginne klein und steigere dich langsam sobald du den Hauch einer Routine spürst.
Wie oft du schreiben musst, damit eine Gewohnheit entsteht
Wie lange es dauert, bis sich eine Gewohnheit aufbaut ist unterschiedlich. Es hängt von der Person selbst, aber auch von der Tätigkeit ab. Tagesablauf und Umfeld sind weitere Faktoren Dabei gibt es viele Studien, die von 21-60 Tagen sprechen. Manche deuten auf einen weitaus längeren Zeitraum hin.
Am besten funktioniert es, wenn du es mit etwas aus deinem Alltag verbindest. So kannst du immer direkt nach dem Aufstehen schreiben oder wenn du von der Arbeit nach Hause kommst. Bei mir ist es das erste was ich tue, wenn ich mich an den Schreibtisch setze.
Probiere dich ruhig aus, bis du die Methode und den Zeitpunkt findest, der am besten für dich funktioniert. Nach ein paar Monaten sollte tägliches Schreiben dann fester Bestandteil deines Tages sein.
Das Schöne daran: hast du diese Gewohnheit erst einmal tief etabliert, ist sie für immer vorhanden.
Je öfter du schreibst, desto stärker festigt sich die Gewohnheit. Nach Schreibpausen brauch es nur einen kleinen Anstoß, bis die Gewohnheit wieder übernimmt.
Schuld tragen Basalganglien, die maßgeblich unsere Gewohnheiten und somit täglichen Abläufe wie Zähneputzen oder Autofahren steuern.
Unser Gehirn arbeitet so effizient wie möglich und nutzt zu diesem Zweck die Basalganglien.
Ein kleiner vertrauter Auslöser reicht aus damit die Basalganglien übernehmen und alles nimmt vollautomatisch seinen Lauf. Letztlich entscheidet das, was du täglich machst über deine Gewohnheiten und somit über dein gesamtes Leben.
Nutze diesen Effekt und steuere dich selbst in die gewünschte Richtung!
Techniken die tägliches Schreiben erleichtern
Was auch immer du machen möchtest: die richtige Technik ist ausschlaggebend wie erfolgreich du dein Vorhaben in die Tat umsetzt.
Pomodoro
Für Produktivität ist eine Sache enorm wichtig:
Fokus.
Da gibt es nur ein Problem. Die moderne Welt raubt uns sekündlich unsere Aufmerksamkeit und hat eine Umgebung voller schöner Ablenkungen geschaffen. Daher lautet die Devise: abschotten und Tunnelblick.
An dieser Stelle kommt die Pomodoro-Technik ins Spiel. Kurzgesagt stellst du dir einen Timer auf 25 Minuten. Zuvor schaffst du JEDE Ablenkung (ja, auch dein Smartphone) aus deiner Reichweite und schreibst du auf, was du in diesem Zeitraum zu erledigen hast.
Nach Ablauf der Zeit machst du 5 Minuten Pause. Bewege dich etwas und atme tief durch. Dann wiederholst du den Vorgang bis du schließlich nach der vierten abgeschlossenen Einheit eine längere Pause einlegst.
Mehr Information rund um die Tomatenuhr Technik:
Oftmals bin ich überrascht, wie schnell 25 Minuten Einheiten vergehen. Ein hervorragendes Zeichen für Fokus und einen Flow-Zustand!
Freies Schreiben/Freewriting
Wo wir schon beim Thema Flow sind, stelle ich dir direkt mal meine Lieblingstechnik vor, um den Flow in dir so richtig zu entfachen!
Was das Schreiben angeht, nutze ich Freewriting.
Im Grunde bedeutet dies, dass du für eine gewisse Zeit schreibst.
Fokussiert.
Ohne Pause.
Schreibst du auf Papier, setzt du den Stift nicht ein einziges Mal ab. Fällt dir nichts ein, malst du einfach Kreise. Somit bringst du dich selbst wieder dazu Worte zu schreiben.
Da ich am Laptop tippe, nehme ich die Finger in der Zeit nicht einmal von der Tastatur und tippe durchgehend bis ich die 1000 Worte erreicht habe.
Freies Schreiben muss nicht perfekt sein. Im Gegenteil.
Vermutlich wirst du diese Texte nicht einmal lesen.
Wenn mir nichts Spontanes einfällt, schreibe ich einfach über meine Umgebung. Wie gut mir der Kaffee schmeckt oder wie schön die Aussicht von meinem Schreibtisch auf die zentralstädtische und zugleich traumhaft ruhige Umgebung ist.
Wie schon beschrieben, spielt der Inhalt eine untergeordnete Rolle. Vielmehr geht es darum, dass du in einen Flow-Zustand gerätst und die Worte sich nach und nach reihen – bis die Quelle erschöpft ist.
Tägliches Schreiben in der Praxis
Um die Routine beizubehalten bedarf es etwas Vorbereitung. Vielleicht hilft es dir, wenn du dir zuvor ein Thema zurechtlegst, über das du schreiben möchtest. Daher notiere ich mir in meinem Alltag offene Fragen oder Stichpunkte zu kommenden Beiträgen.
Lasse dich im Vorfeld gedanklich auf dieses Thema ein und überlege dir bereits einen Teil des Inhalts. Ein kleiner Teil reicht aus. Beim Schreiben öffnet sich die „Schublade“ von ganz allein, in der sich das jeweilige Wissen versteckt.
Ich persönlich wundere mich regelmäßig, wie schnell sich meine Word-Dokumente füllen.
Insbesondere wenn ich einfach nur Impulsen folge.
So möchte ich mir nur einen guten Satz oder eine Idee notieren und plötzlich habe ich einen nahezu vollwertigen Text mit 500 Wörter vor mir.
Optimale Umgebung für den Schreibfluss
Um das zu erreichen hilft dir eine Umgebung, die wie für dich geschaffen ist. Das kommt ganz auf deinen Typ an und diese zu finden, bedarf wohlmöglich etwas Zeit.
Manchem gefällt die Öffentlichkeit, während sie beim einem Kaffee im Trubel der Massen vor sich her tippen. Andere hingegen ziehen die Stille vor. Mit oder ohne Musik. Das bleibt dir allein überlassen.
Probiere ein wenig aus und gebe auch anderen Optionen ein paar Tage Gewöhnungszeit. Auf diese Weise entwickelst du deine eigene Schreibroutine mit individueller Schreibweise, was dich letztlich von anderen abhebt.
Wichtig ist die Kontinuität. Bleib dran und integriere tägliches Schreiben in deinen Alltag.
Die richtige Stimmung für konstanten Schreibfluss
Damit erstklassige Texte gelingen, kommt es auch auf eine passende Stimmung an. Zum Teil lässt sich die Stimmung der Umwelt in Form von motivierender Musik, Lichtern oder Düften beeinflussen. Auf andere Einflüsse kannst du hingegen keine Kontrolle ausüben. Akzeptiere es einfach und konzentriere dich auf die Dinge, die in einem Kontrollbereich liegen.
Hier gibt es allerlei Möglichkeiten, wie du deine Umgebung gestaltet. Vergiss dabei nicht, dass es eigentlich ums Schreiben geht. Zuviel drumherum hinsichtlich der Vorbereitung lenkt nur von der eigentlichen Aufgabe ab.
Schluss
Das Schreiben zeigt mir wo ich im Leben stehe, was ich möchte und wohin mich mein Weg führt.
Es ist sozusagen Kompass, Landkarte und Gehstock zugleich. Oftmals handle ich auch einfach aus der Laune heraus. Vor allem dann, wenn mich eine Sache stark beschäftigt, dass es schwerfällt dem Grübeln nicht nachzugehen.
Ich öffne ein leeres Textdokument und fange an zu schreiben.