Regungslos starrte ich an die Dielendecke. Es war Winter und die Heizung kam gegen die Kälte nicht an, die in meine provisorisch ausgebaute Dachgeschosswohnung drang. Um mich herum war alles verschwunden. Mir blieb eine Matratze auf dem Boden und ein alter Röhrenfernseher. Kraftlos ballte ich die Faust und fragte mich in Endlosschleife: wie konnte es nur so weit kommen?
Nachdem ich Ende 2016 nahezu alles verlor, was für mich irgendeine Bedeutung hatte, krempelte ich mein Leben komplett um. Ich musste etwas ändern. Und ich habe verdammt viel verändert.
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Der Weg in eine bessere Zukunft
4 Jahre und 3 Tage später: Ich stehe zum letzten Mal mit meinen geschätzten Kolleginnen in einem Raum. Heute ist mein Abschied. Nach drei sehr schönen gemeinsamen Jahren war ich bereit. Der erste Meilenstein war endlich erreicht. Ich packte die Abschiedsgeschenke beisammen und versuchte die Emotionen im Griff zu halten, während ich das Büro verließ. Ein letzter Gang durchs Treppenhaus. Ich ignorierte die Stempeluhr und ging nach draußen. Es war vollbracht. Ich bin frei.
Auf dem Weg nach Hause fielen die ersten Freudentränen. Am Nachmittag hörten sie kaum auf. Nach Jahren voller Höhen und Tiefen, freute ich mich auf einen neuen Lebensabschnitt voller Selbstbestimmung.
Mein Weg in die Freiheit sollte 4 Jahre dauern.
Zwischen dem Moment, der mein Leben änderte und dem Schritt in die Unabhängigkeit war viel passiert. Das meiste davon lief nach Plan.
Tiefpunkt
Meine Geschichte beginnt als sich meine damalige Verlobte entschied, zurück in ihre Heimat zu gehen. Es war der Anfang einer Phase, die von zunehmender Ungewissheit geprägt war. In den darauffolgenden Tagen starben 2 Familienmitglieder. Zwischendurch bekam ich mit, dass die Scheidung meiner Eltern eskalierte und vor Gericht weitergeführt wird. Nebenbei verlor ich nach einer Krankmeldung meinen Job und daraufhin meine Wohnung. Es fühlte sich an, als würde mir jeder Halt wegbrechen. All das ereignete sich innerhalb von 3 Wochen.
Die Folgezeit war für mich persönlich schlimmer. Zusammen mit meiner Ex traf ich die Entscheidung, gemeinsam nach Amerika zu gehen. Ohne Arbeits- bzw. Aufenthaltserlaubnis war das Vorhaben schwer realisierbar. Letztlich zog sich unsere Trennung über einen Zeitraum von 2 Monaten hin, worauf ich den Schlussstrich zog.
Diese Ungewissheit in den ganzen Wochen sorgte dafür, dass ich die Geschehnisse bis dahin nicht verarbeiten konnte. Ich wusste schlichtweg nicht, ob ich in Deutschland bleibe oder demnächst in Amerika lebe. Ich wusste nicht, ob ich mir in Deutschland einen Job suchen soll, oder mich auf Amerika konzentrieren soll. Kein Plan. Jeder Gedanke war gefüllt von Zweifeln und Angst. Auf der anderen Seite versuchte ich die Hoffnung aufrecht zu erhalten und arbeitete an der Lösung. Während ich zwischendurch immer wieder zusammenbrach und alles in Frage stellte.
Diese 6 Ereignisse, die ich in 3 Wochen erleben durfte, zusammen mit der Ungewissheit, die sich über 2 Monate zog, hatte ein Trauma zur Folge. Es sollte fast 2 Jahre dauern, bis ich mich vollständig davon erholte. Ein Zeitraum, in dem ich oftmals in Tränen ausbrach und mich tagelang vor der Welt versteckt hielt.
Was mir die Kraft gab durchzuhalten, war auf einen ganz besonderen Moment zurückzuführen.
Auf Schmerz folgt der Wille zur Veränderung
Zurück im Jahr 2016. Die letzten Tage in meiner Wohnung standen an. Die Trennung von meiner Freundin war erst wenige Tage vergangen. Es war zudem meine erste Beziehung und ich kannte dieses Gefühl nicht. Nachdem ich schon wochenlang täglich geweint habe, lag ich erschöpft auf dem Boden. Geistlich sowie körperlich hatte ich enorm abgebaut. Ich konnte mich für nichts begeistern und auch Essen war kaum möglich.
Es fühlte sich wie mein Ende an.
Doch plötzlich passierte etwas mit mir. Etwas, was ich bis heute kaum beschreiben kann. Ich fühlte eine Wärme in mir aufsteigen und alles um mich herum schien zu leuchten. Ich spürte keine Kontrolle über meinen Körper doch zeitgleich so lebendig wie nie. Mein Herz schien zu rasen und dennoch fühlte sich jeder Herzschlag wie eine Ewigkeit an. Tränen kamen hoch. Doch keine Tränen der Trauer.
Einen Moment später war ich zurück.
Zurück mit der Erkenntnis, dass es das noch nicht mit meinem Leben war. Ich spürte Lebensfreude, wie ich sie noch nie zuvor gefühlt habe.
Voller Zuversicht stand ich auf und schnappte mir meinen Laptop.
Ab sofort akzeptiere ich keine Eingriffe in mein Leben mehr.
Von nun an hole ich die Kontrolle über meine Lebensumstände zurück.
Noch am selbigen Tag traf ich die Entscheidung, nie wieder von Arbeit- oder Wohnungsgebern abhängig zu sein. Nie wieder wollte ich mich emotional so stark an Menschen binden, sodass mich der Verlust für Wochen aus der Bahn warf. Es war an der Zeit endlich Selbstbestimmung zu lernen.
Auf einmal hatte ich die Motivation, mein Leben zu ändern.
Trotz des Traumas, welches mich täglich mehrfach zusammenbrechen ließ, begann ich an meiner Unabhängigkeit zu arbeiten. Mein erster Schritt war es, einen Job zu finden, der zu mir passt. Zumindest temporär. Ich wusste, dass ich noch für eine Weile Arbeitnehmer sein werde, bevor ich für meine Selbstständigkeit gerüstet war.
Bis ich diesen Job fand, nutzte ich die Zeit für Bildung und die Umsetzung meines ersten Unternehmens.
Der 4-Säulen-Plan in die Freiheit
Mein Plan beruhte auf 4 Säulen. Jede davon bedeutete eine große Veränderung für mich. Doch ich glaubte daran, dass sie mich weiterbringen werden. Ohne Fundament würde ich es nicht schaffen, mich von meinem Leid zu befreien. Es war eine der letzten Tage, als mein Entwurf feststand.
Im Laufe des Prozesses gab es immer wieder Anpassungen. Wenn ich gemerkt habe, dass etwas nichts bringt, war ich bereit daraus zu lernen. Daher bot mein Plan auch Platz für flexible Entscheidungen. Zudem hatte ich mir keine Deadlines gesetzt (zumindest nicht für alle Ziele). Mir war klar, solange ich an mir arbeite, treibe ich den Prozess voran.
Säule Nr. 1: Die Bildung
Ich habe die Schule gehasst. Ernsthaft, es hat mir nie gepasst, dass ich Inhalte lerne, die für mich keinerlei Bedeutung hatten. So war ich immer ein unterdurchschnittlicher Schüler, obwohl mir stets das Potential für größere Leistungen zugesprochen wurde. Mir fehlte das Interesse und so habe immer nur so viel getan, dass es gerade so reicht.
Anfang 2017 habe ich realisiert, dass Schule und Studium lediglich ein Werkzeug darstellen.
Eines, welches von der Gesellschaft geschaffen wurde, um dich in eine Form zu pressen. Unabhängig, wie sehr du dich verrenken musst, um dort reinzupassen. Ich verstand, dass die Bildung einzig und allein in meiner Hand liegt. In Zeiten des Internets können wir uns unsere eigenen Bildungsinhalte zusammenstellen.
Mein erstes Ziel lautete im Jahr 2017 24 Bücher zu lesen.
Bücher sind ein hervorragendes Medium. Zu jedem Thema finden sich zahlreiche Werke. Sie haben den Zweck, Wissen gebündelt zu überliefern. Mir haben sie zudem geholfen eine Orientierung zu finden. Je voller mein Bücherregal wurde, desto mehr habe ich über meine Interessen erfahren.
Bildung sollte in meinen Augen möglichst breit gefächert sein. Ich persönlich wollte nie ein Spezialist sein oder werden, sondern mich über die verschiedensten Themen informieren. Damit ich mich für meinen Lebensweg bestens vorbereite, entschied ich mich für folgende Themen.
- Unternehmertum
- Weltgeschehen
- Persönlichkeitsentwicklung/Biografien
- Psychologie/Menschenkenntnis
- Verkauf und Marketing
- Gesundheit/Spiritualität
4 Jahre später waren meine Regale mit ca. 200 Büchern reichlich gefüllt. Dazu musste ich lediglich jeden Tag lesen.
Neben Büchern stellen Videos eine hervorragende Alternative da.
Vor allem in den letzten Jahren wurden Videokurse stets beliebter. Zwar lassen sich die meisten Inhalte auch auf YouTube finden. Doch die Suche ist meist mühsam und eine Orientierung ist selten gegeben. Videokurse haben den Vorteil, dass sie sich auf eine Sache fokussieren. Zu fast jedem Thema findest du etliche Kurse vor.
Das Beste daran ist, dass du nicht jeden Kurs einzeln kaufen musst. Mittlerweile gibt es verschiedene Anbieter, bei denen du (mit einem monatlichen Abo) verschiedenste Inhalte anschauen kannst. Dazu zählen z.B. Skillshare und Udemy.
Während sich die Welt stetig schneller dreht und sich laufend neue Erkenntnisse ergeben, ist eine kontinuierliche Weiterbildung erforderlich, um nicht im Stillstand zu enden.
Säule Nr. 2: Die Zeit
Anfang 2017 war mir bewusst, dass ich die Zeit auf meine Seite holen muss.
So schnell wie möglich.
Gleichzeitig so nachhaltig und langfristig bedacht, wie es nur geht. Was bringt es mir schon, wenn ich den Großteil meiner Lebenszeit an Arbeitgeber verkaufe, ohne dass ich nebenbei mein Leben genießen kann? Wozu soll ich einer Arbeit nachgehen, damit ich mich nach Feierabend genervt fühlte und mich von Familie und Freunde fernhalte.
Daher fasste ich den Entschluss, dass ich – bevor ich 30 bin – kein Arbeitnehmer mehr sein werde. Ich wollte die Prozesse und somit die Kontrolle in meiner Hand haben. Zeit gegen Geld tauschen war für mich ebenfalls keine Option. Ich brauchte vorübergehend einen Job, der mir Spaß macht und mich zudem wachsen lässt.
Früher wollte ich jede Änderung sofort haben.
Hat ein Plan am Folgetag noch keine Auswirkungen gezeigt, gab ich ihn auf. Ich ging 2 weitere Jahre zur Schule, weil ich keine Ahnung hatte, was ich machen wollte. Ich bewarb mich um eine Ausbildung, um eine Ausbildung zu haben. Langfristig habe ich nie gedacht.
Bis ich eines realisierte. Zeit ist kostbar.
Kostbarer als Geld.
Im Gegensatz zum Geld ist Zeit endlich. Stand heute ist der Mensch nicht unsterblich. Jede Sekunde, die wir mit ungeliebten Dingen verbringen, ist unersetzbar. Die Zeit ist verloren und kann niemals wieder gutgemacht werden.
Um meine Pläne zu verwirklichen stand die Priorisierung meiner Zeit an erster Stelle. Langfristig gesehen hält uns jeder verschwendete Tag davon ab, die Ziele zu erreichen.
Säume Nr.3: Eigenverantwortung
Es ist meine Schuld. Immer. Egal was passiert. Ich nehme die Schuld für das Ergebnis auf mich.
Wenn mir ein Fehler unterläuft, habe ich ihn gemacht.
Brechen mir meine Einnahmequellen weg, liegt es daran, dass ich nicht vernünftig gearbeitet habe. Wenn mich jemand beleidigt und ich mich daraufhin schlecht fühle, bin ich es der die negative Emotion als Belastung wahrgenommen habe.
Immer die Schuld auf sich zu nehmen, ändert die Perspektive.
Suchen wir einen Schuldigen, wollen wir von uns selbst ablenken. Wir geben anderen die Macht, über uns zu entscheiden. Geben wir uns selbst die Schuld, holen wir uns die Macht zurück und können daran arbeiten. Somit liegt es in unserem Einflussbereich.
Eigenverantwortung steigert das Selbstvertrauen. Es sorgt dafür, dass wir in jeder Situation den Durchblick behalten. Nehmen wir die Schuld auf uns selbst, arbeiten wir aktiv an einer Lösung.
Viele glauben, dass die Politik sie arm machen würde. Hartz IV ist ein beliebtes Feindbild. Oftmals wird vergessen, warum man überhaupt erst in diese Lage kam. Arbeitgeber werden schlecht geredet, weil die Arbeit oder Bezahlung nicht den Vorstellungen entspricht. Doch wer hat sich bei diesen Arbeitgebern um einen Job beworben? Du hast jederzeit die Wahl, ob du Politik, Arbeitgebern oder der Gesellschaft die Schuld für deine Lebensumstände gibst oder ob du eigenverantwortlich handelst und die Schuld auf dich nimmst.
Natürlich gibt es Ausnahmen. Manche von uns erleiden ein Schicksal, für das wir nichts können. Mit Eigenverantwortung richtest du deinen Blick auf die Gegenwart und Zukunft.
Die Schuld auf sich selbst zu nehmen, lässt die Vergangenheit hinter dir.
Säule Nr. 4: Produktivität
All die Pläne nutzen nichts, wenn keine Umsetzung erfolgt.
Daher war es mein Ziel, täglich produktiv zu sein. Jeder Tag voller Arbeit, bringt mich schneller und nachhaltiger an meine Unabhängigkeit. Doch nur weil wir 10 Stunden am Schreibtisch sitzen, heißt das noch lange nicht, dass wir auch produktiv sind.
Es geht um den Fokus, die richtigen Arbeiten zu erledigen. Ohne Ablenkung, ohne Zeitverschwendung. Zu diesem Thema habe ich die letzten Jahre viel recherchiert und experimentiert. Neben einem optimalen Schlaf und einem guten Start in den Tag ist es wichtig, organisiert und planvoll vorzugehen.
Mit meinen 4 Säulen der Bildung, Zeit, Eigenverantwortung und Produktivität fühlte ich mich bereit für die kommenden Monate.
Der Plan – 5 Meilensteine bis zum Lebensende
Bevor ich mich mit den Säulen meines Plans beschäftigte, definierte ich meine Ziele.
Schließlich braucht ein guter Plan eine Richtung, in die ich mich fortan bewege. Ich erstelle Mindmaps, schrieb etliche Seiten voll und holte mir Inspiration aus dem Internet. Nach und nach wurde das Bild meines Zukunfts-Ich klarer.
Letztlich unterteilte ich meine Lebensziele in 5 Meilensteine.
Passend dazu mein Blog:
Wie du Ziele (richtig) setzt und erreichst
Damit ich den Fokus auf meine Ziele halten kann, war der erste Schritt die Selbstständigkeit. Ich hatte es zudem als Ortsunabhängigkeit beschrieben. Die Vorstellung gefiel mir deutlich besser als die reine selbstständige Erwerbstätigkeit. So plante ich einen Lebensabschnitt als Digitaler Nomade ein.
Diesen Schritt wollte ich vollziehen, bevor ich 30 Jahre alt bin. Da ich diesen Abschnitt schreibe, während ich 28 Jahre alt bin und auf Madeira lebe, ist dieser Meilenstein bereits abgehakt.
Die nächste Stufe meiner Lebensziele ist die finanzielle Freiheit.
Daher möchte ich, bevor ich 33 Jahre bin, von den Einkünften meines Vermögens leben können. Als recht sparsamer Mensch liegt das Ziel bei 2.500 € monatlich, welche ich durch Dividenden, Unternehmensbeteiligungen und Vermietung erzielen möchte.
Passive Einkommensströme als Autor und Webseitenbetreiber zähle ich nicht dazu. Diese Einkommensquellen dienen dazu, das Vermögen weiter auszubauen.
Nachdem ich finanziell frei bin, möchte ich meinen Fokus auf die Welt richten und meinen Beitrag leisten, damit wir gemeinsam in eine schönere Zukunft gehen können. Auch diese Ziele habe ich bereits klar definiert.
Doch vorerst behalte ich sie für mich. 🙂
Ein Kreislauf der Weiterentwicklung
Kommen wir zurück zu den Säulen.
Ein guter Start bringt nichts, wenn ich das Tempo der Weiterentwicklung nicht aufrecht halte. So entsteht aus den Säulen Produktivität, Bildung und Arbeit ein Kreislauf.
Informationen aufnehmen, umsetzen, aus Fehler lernen und zurück an die Umsetzung. Das verdiente Geld wird investiert in Zeit (Outsourcing) oder weitere Einkommensströme (Aktien/P2P Kredite). Ein anderer Teil wird regelmäßig in Bildung sowie Projektarbeiten investiert.
Statt dem Stillstand peile ich eine kontinuierliche Weiterentwicklung an.
Zukunftsaussichten
Ende 2016 bin ich tiefer gefallen, als es meine Vorstellung zuließ.
Seitdem lebe ich jeden Tag, als hätte ich nichts zu verlieren. Genaugenommen habe ich sogar nichts zu verlieren. Was mir damals blieb waren gute Freundschaften, für die ich sehr dankbar bin, sowie eine geteilte Familie.
Etwa 4 Jahre später bin ich dankbar für die Leidenszeit. Die Situation zwang mich dazu alles, wirklich alles, zu überdenken und aus dem Nichts etwas Neues aufzubauen.
Man sagt, erst wenn der Schmerz groß genug ist, streben wir eine nachhaltige Veränderung an.
Heute unterschreibe ich das.
Ich wollte oftmals alles in meinem Leben ändern, doch kam aus dem Alltagstrott nie heraus. Stattdessen lebte ich vor mir her und traf täglich die gleichen Entscheidungen, die mich dazu führten, stetig zu verlieren.
Doch dann erkannte ich die Möglichkeit, diese Leere zu füllen.
Mit eigenen Inhalten. Einem eigenen Plan. Selbstbestimmte Schritte treiben mich täglich weiter in Richtung Unabhängigkeit. In meinem Blog gebe ich meine Erfahrungen weiter und teile, was ich gelernt habe.
Bis dahin,
Kevin