Wer ebenfalls in den frühen 90er Jahren geboren ist, brauch ich vermutlich gar nicht erzählen, welchen Stellenwert Dragonball in unserer Schulzeit einnahm. Spätestens nachdem die Fortsetzung Dragonball Z einen Platz im Abendprogramm von RTL II fand, begann jeder Morgen in der Grundschule auf dieselbe Art und Weise.
„Hast du gestern Dragonball geguckt?“
Natürlich.
Falls man mal nicht Zuhause war, übernahm halt die schon x-fach überschriebene VHS-Kassette den Job. Kurzum: Der Manga von Akira Toriyama hat als Anime-Version eine ganze Generation geprägt. Wie sich im Laufe des Lebens herausstellen sollte, war ich davon ein wenig stärker betroffen. Dazu später mehr!
Dieser Artikel ist Teil einer Blogparade, welche in Zusammenarbeit vom Nerderlei-Blog sowie Elbenwald ins Leben gerufen wurde. Dabei geht es um den Einfluss fiktiver Werke auf unser Leben. Als ich den Aufruf zur Teilnahme auf Twitter entdecke, zögerte ich nicht lange und begann mit einem spontanen Freewriting.
Daher erzähle ich dir in diesem Blog wie ich Son Goku als Motivation nutzte, um vor 2 Jahren mein komplettes Leben umzukrempeln.
Content
Ein Trümmerhaufen
Keine Sorge.
Ich werde dich nicht mit meinem Lebenslauf langweilen. Doch um die Motivation hinter diesem Artikel zu verstehen, ist ein kurzer Ausflug in meine Geschichte notwendig.
Im Herbst 2016 war meine Welt noch in Ordnung. Ich war frisch verlobt, wir hatten gerade die Wohnung schön renoviert und ich hatte einen Job, den ich irgendwie okay fand. Kurgesagt: Ich war endgültig im Leben angekommen und freute mich auf meine Zukunft.
Kurze Zeit später war alles weg.
Zum Verlust meines Jobs, der Wohnung, meiner Freundin und zwei Großeltern gesellte sich noch der Scheidungsstreit meiner Eltern. Innerhalb von 4 Wochen. Zugegeben, all das gehört zum Leben dazu. Doch der Intervall, in dem mich die Schicksalsschläge trafen, war für mich schlichtweg zu klein. Es sollte fast 5 Monate dauern, bis ich mich endgültig davon erholte.
2 Jahre später
Heute bin ich für diese Erfahrungen sehr dankbar.
Endlich begann in mir ein Umdenken. Endlich nahm ich mein Leben selbst in die Hand. In dieser Zeit setzte ich mir zum ersten Mal in meinem Leben Ziele. Nie wieder wollte ich von Arbeitgebern abhängig sein. Nie wieder kündige ich eine Wohnung, ohne dass ich eine Eigentumswohnung in der Hinterhand habe. Nie wieder werde ich Arbeitslosgeld beantragen müssen.
Zweieinhalb Jahre später arbeite ich noch immer tagtäglich an meiner Zukunft.
An dieser Stelle muss ich ausnahmsweise mal mich selbst zitieren:
Wenn Du Nichts zu verlieren hast, kannst Du nur gewinnen. Die Frage ist nicht, ob es klappt, sondern wann.
– Ich, laut Notizbuch am 24.08.2017
Aber… was hat das mit Dragonball zu tun?
Fragst du dich bestimmt gerade.
Im Grunde ist es recht einfach. Dragonball begleitete mich mein ganzes Leben.
Spätestens alle 3 Jahre schaute ich die komplette Dragonball-Serie erneut. Zu diesem Zeitpunkt lief zudem im japanischen Fernsehen der Nachfolger „Dragonball Super“. Ich war also wieder mitten drin. Da ich ja nicht mehr viel hatte, war unglaublich viel Zeit vorhanden. Zwar hatte ich bereits mit der Umsetzung der Arbeit an meinen Zielen begonnen. Allerdings zwangen mich zwischendurch meine kaputten Emotionen zurück ins Bett.
Dann stand erst einmal Dragonball auf dem Programm.
Solange, bis genug Motivation vorhanden war und ich an den Schreibtisch zurückkehren konnte.
Auf einer Augenhöhe mit Son Goku
Egal ob in meiner Kindheit oder in der Jugend: Oftmals stellte ich mir vor, wie ich Son Gokus Fähigkeiten besaß.
Egal ob ich mich per Momentaner Teleportation hinter die Kasse unseres lokalen Spielwarengeschäfts teleportierte und im Anschluss bei meinen Freunden mit einem ganzen Display von Yu-Gi-Oh-Boostern auftauchte oder über die Landschaft schwebte.
Meine Tagträume mutierten schon fast zum Eskapismus.
Den Wunsch so wie Son Goku zu sein, trug ich ewig mit mir rum. Okay, ein Saiyajin zu sein hätte mir vermutlich auch gereicht. Doch als „meine heile Welt“ untergegangen ist, kam mir eine große Erkenntnis.
Eine Erkenntnis, die mein Leben verändern sollte
Vielleicht (jaja vielleicht…) werde ich niemals die Fähigkeiten von Son Goku haben. Jedoch übersah ich all die Jahre ein entscheidendes Detail. Denn eine seiner Eigenschaften ist sehr wohl kopierbar:
Der stetige Wille zur Verbesserung war in mir geboren.
Ab diesem Tag akzeptierte ich keine Niederlage mehr. Große Aufgaben schreckten mich nicht mehr ab. Im Gegenteilt. Denn nun verleihen sie mir einen enormen Ansporn.
So wie Son Goku nie aufhört zu trainieren und täglich in seiner Stärke zunimmt, kann ich stetig produktiv bleiben und mir mein Leben gestalten, wie ich es mir wünsche. Son Goku verwandelte sich ausnahmsweise nicht in einen Super-Saiyajin, sondern wurde vom Helden zum Vorbild.
Von heute auf Morgen agierten wir beide auf Augenhöhe.
Der Wandel nahm seinen Lauf
Wenn ich also nicht gerade im Bett lag und mich mit Dragonball ablenkte, arbeite ich am Laptop vor mir her. Meine Liebe zur Produktivität war geboren. Dabei hat auch die Musik hinsichtlich meiner Motivation eine große Rolle gespielt.
Klingt jetzt erstmal komisch. Allerdings gaben mir die Texte von Frank Schindel und Fred Röttcher in dieser Zeit viel Kraft. Als Kind verstand ich vermutlich den Sinn hinter diesen Texten nicht einmal. Als ich genauer hinhörte, erkannte ich jedoch viele Wahrheiten, die ich auf mein Leben ummünzte.
Ein erster Funken Hoffnung auf bessere Zeiten entstand.
Mehr und mehr arbeitete ich diese Songs von Dragonball (und Digimon) in meine Produktivitäts-Playlist ein. Mehr und mehr stieg der Glaube an mich selbst in mir auf. Jeden Tag fühlte ich mich etwas stärker und gefestigter.
Mein neuer Start in den Tag
Folglich stand die erste größere Änderung an und sie betraf meinen Schlaf.
Als ehemaliger Spätaufsteher wollte ich meinen Fokus in die Morgenstunden verlegen. Also entschied ich mich von nun an früh aufzustehen und welche Uhrzeit passt da am besten?
Na, möchtest du raten?
…
Richtig!
7:00 Uhr!
Machte irgendwie Sinn für mich.
Schließlich gab (oder gibt?) es auch 7 Dragonballs.
Im Rückblick waren meine früheren Kämpfe gegen den Wecker und das Aufstehen sicherlich auf demselben Niveau wie die Auseinandersetzung mit Freezer. Alle 5 Minuten explodierte der Planet Namek.
In meinem Fall drückte ich alle 5 Minuten Snooze-Taste. Wobei ich der festen Überzeugung bin, dass es Son Goku gegen Freezer deutlich einfacher hatte.
Meine dragonballartige Lösung für frühes Aufstehen
Als Weckruf durfte „Du wirst unbesiegbar sein“ dienen – das zweite Opening von DBZ.
Wobei ich erwähnen muss, dass ich den ersten Morgen nicht viel vom Lied mitbekam. Der Vibrationsalarm war schlichtweg schneller als der Song. Der erste Endgegner stellte sich mir in den Weg. Statt der erhofften Motivation, begann mein erster Tag mit recht schlechter Laune. Zumindest war ich wach. Kein Grund aufzugeben.
Macht Son Goku immerhin auch nicht.
Die besten Fehler begeht man bekanntlich nur einmal. So schaltete ich für den nächsten Morgen die Vibration aus. Ich wollte nur vom Song geweckt werden – ohne nerviges Dröhnen. Dieses Lied sollte mich sofort an meine Ziele erinnern und mich automatisch aus dem Bett treiben.
Naja, sollte…
Denn als Spätaufsteher drehst du dich schneller im Bett um, als du es realisierst.
Kurz vom Klingelton geweckt, genoss ich das Lied wohl einen Moment zu lange. Im Anschluss wurde mein Unterbewusstsein mehr als drei Stunden lang von der Stimme Fred Röttchers beschallt, bis ich endlich aufwachte. Ohne zwischendurch ein einziges Mal die Snooze-Taste zu drücken. Natürlich war ich erneut ziemlich genervt.
Mit der Zeit hat es sich irgendwie von selbst geregelt. Denn mittlerweile stehe ich fast täglich um 5 Uhr morgens auf und starte hochmotiviert in meinen Alltag. Bevor ich im Büro erscheine, habe ich schon die ersten Erfolgsgefühle des Tages eingesackt. Tägliches Wachstum garantiert.
Halt so wie Son Goku.
Ein offenes Happy End
Das war also die Geschichte, wie ich vieles in meinem Leben änderte und warum mir die fiktive Dragonball-Welt so viel bedeutet.
Es war bis hierhin ein weiter Weg und dieser (Schlangen-)Pfad ist noch lange nicht zu Ende gelaufen. Dennoch bin ich mittlerweile sehr zufrieden mit meinem Leben. Ich habe einen Job, der mich täglich herausfordert und mir zugleich viel Freude bereitet. Vieles in meinem Leben habe ich mir so gedreht, wie es mir passt. Fremde Entscheidungen akzeptiere ich für meinen Lebensweg schlichtweg nicht mehr.