Internet ist für mich eine Selbstverständlichkeit. So selbstverständlich, dass ich bei der Anmietung meines letzten Airbnb versehentlich eine Unterkunft ohne WLAN gebucht habe. Nachdem ich in den vergangenen Monaten etliche Wohnungsangebote durchforstet habe, wurde ich wohl etwas blind. Normalerweise gehe ich bei solchen Entscheidungen sehr sorgsam um. Naja, dann verbringe ich halt einen Monat ohne Internet.
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Es ist bereits meine fünfte Woche auf Fuerteventura.
Heute steht der Wechsel meiner Unterkunft bevor. Ich machte mich mit Koffer und Rucksack auf den Weg, entschloss unterwegs mir spontan ein Taxi zu nehmen und bekam wenige Minuten die Wohnungsschlüssel in die Hand gedrückt.
Gut gelaunt begann ich meinen Koffer auszupacken und mich für meine letzten Wochen auf Fuerteventura einzurichten. Während ich ein Ladegerät in die Steckdose neben der Telefondose steckte, kamen mir die Gedanken:
„Oh, der Vermieter hat mir ja gar keinen WLAN-Schlüssel gegeben.“
„Warte… warum sehe ich hier keinen Router?“
Ich schaute mich um.
Kein Router zu sehen.
Der ist bestimmt irgendwo versteckt.
Erstmal das Airbnb Inserat prüfen.
Tatsächlich, kein WLAN.
1 Monat ohne Internet leben.
Als Selbstständiger, der sein Geld komplett im Internet verdient, nicht gerade optimal.
Nachdem ich mein verbliebenes mobiles Datenvolumen geprüft hatte (6 von 7 GB waren noch verfügbar), setzte ich das Auspacken fort.
Nach wenigen Minuten erkannte ich die internetlose Zeit bereits als Chance.
Auf meinem Laptop befand sich noch ein Haufen angefangener Blogs und mein Notizbuch war voller unvollendeter Ideen. Für die Online-Prozesse würde das Datenvolumen vollkommen ausreichen.
Statt der Ablenkung des Internets kann ich mich vollkommen der Produktivität widmen.
Ohne Netflix und YouTube bleibt mehr Zeit für Bücher oder Spaziergänge zum Strand.
Meine Erwartungen an ein Leben ohne Internet
Dass ich sehr schnell eine Chance darin erkannt habe, zeigt sich wohl auch daran, dass die Idee zu diesem Blog-Artikel bereits am ersten Tag entstand.
Noch bevor mein Koffer komplett ausgepackt war, hatte ich die ersten 400 Wörter als „Notiz“ in einem Worddokument hinterlassen.
Eine Sache, die sich fast grundlegend ändern wird, ist die Art zu arbeiten.
Ich bin es gewohnt jederzeit Zugriff auf meine Daten in der Cloud oder auf Online Tools zu haben. Meinen Alltag organisiere ich mit Asana. Da ist es praktisch, dass eine Smartphone-App existiert. So weiß ich zumindest, was ich zu erledigen habe.
Mit Asana organisierst du mühelos jedes Projekt. Erstelle Aufgaben, weise Fristen und Verantwortliche zu und behalte den Überblick. Kostenlos nutzbar.
Grundsätzlich gehe ich davon aus, dass ich alles Nötige per Smartphone oder offline am Laptop erledigen kann.
Als hätte ich sowas erwartet, ist mein Smartphone voller Spotify-Downloads. Darunter befinden sich zum Glück auch meine Playlists zum Arbeiten.
Meinen Fokus während der Zeit ohne Internet versuche ich auf das Schreiben zu legen. Solange ich nicht recherchieren muss, ist das kein Problem.
Steht eine dringende Aufgabe an, hilft mir kurzzeitig ein Hotspot weiter.
Die Idee, in ein Coworking Space zu gehen, hatte ich schnell verworfen. Zur Not bietet sich ein Café an, in dem ich ab und an arbeiten könnte.
Aber ja, das sind meine Erwartungen an die kommenden 4 Wochen ohne Internet.
Mal schauen, was die Zeit so bringt.
Jetzt klappe ich erstmal die Tastatur zu.
Das war mein Ernst. Meine Tastatur lässt sich wirklich zuklappen.
4 Wochen Später
Tastatur aufgeklappt.
Weiter geht’s.
Willkommen zurück, Schlafrhythmus
Die besten Tage erlebe ich, wenn ich schon früh aufstehe und die erste Tageszeit in vollkommener Ruhe verbringe.
Zu meinen Zeit als Arbeitnehmer war dies auch kein Problem.
Immerhin hatte ich einen Fixpunkt, zu dem ich mich verpflichtet hatte und war demnach gezwungen morgens aufzustehen.
Mit etwas Gewohnheit hatte ich auch keine Probleme einfach 2 Stunden früher als nötig aufzustehen und den Morgen vor der Arbeit für mich selbst zu nutzen.
Seitdem ich Selbstständig bin, hatte ich jedoch nie einen Rhythmus gefunden. Stattdessen bin ich zu den unterschiedlichsten Uhrzeiten aufgestanden. Zwischen 7-13 Uhr war alles dabei.
Das wirkte sich negativ auf meine Produktivität aus und es gab viele Tage, an denen ich nicht in Tritt kam oder noch einen Mittagsschlaf einlegen musste, weil ich zu müde war.
Einen Wecker zu stellen hat mir auch nichts gebracht. Daher habe ich es mir mittlerweile abgewöhnt, einen zu stellen. Das ständige, durch die Snooze-Funktion bedingte Aufwachen und Wiedereinschlafen raubt mehr Energie, als das es einem wohl tut.
Nach etwa 1 Woche ohne Internet bemerkte ich jedoch positive Änderung meines Schlafverhaltens.
Da ich abends zu müde zum Arbeiten oder Lesen bin, schaue ich meist Videos und lasse sie zum Einschlafen laufen. Diese Form der Unterhaltung besteht halt nicht in einem Leben ohne Internet. Auf meinem Smartphone waren noch runtergeladene Podcast-Folgen, sodass ich zumindest ein paar Geräusche hatte, die mir das Einschlafen erleichterten.
Nach wenigen Tagen wachte ich bereits um 5 Uhr auf und fühlte mich vollkommen wach.
Ich hatte Lust auf den Tag und von dem üblichen Verlangen „nur noch 5 Minuten liegen bleiben“ war nichts zu spüren.
Zwar wunderte ich mich noch ob es nur Zufall war, doch auch die Tage darauf wurde ich stets vor 6 Uhr wach, ohne dass ich einen Wecker brauchte.
Willkommen zurück, Schlafrhythmus.
Passend dazu meine Blogs:
Warum frühes Aufstehen deine Produktivität steigert
Wie eine Morgenroutine täglich Fortschritt garantiert
1 Grund für 1 Kindle eBook-Reader (endlich)
Okay, ich geb‘ es zu.
Manchmal brauche ich etwas länger, um eine Veränderung vorzunehmen.
Auch wenn mir die Vorteile durchaus bewusst sind, finde ich Gründe die dagegensprechen.
Ich liebe Bücher.
Vor allem den Moment, die letzten Seiten eines inspirierendes Buches zu lesen, es zuzuklappen und an einem geeigneten Ort im Bücherregal abzulegen. Es ist einfach ein schönes Gefühl, das Bücherregal mit der Zeit wachsen zu sehen.
Daher habe ich auch auf meinen Reisen nach Madeira und Fuerteventura noch echte Bücher mitgenommen.
In Funchal, Madeira hatte ich zumindest eine kleine Auswahl an englischen Büchern. In Puerto del Rosario, Fuerteventura habe ich kein Geschäft gefunden, in denen ich eins hätte kaufen können.
Zudem habe ich durch die Zeit ohne Internet mehr gelesen als sonst.
Mir gingen die ungelesenen Seiten aus. Es musste eine Lösung her und nach kurzer datensparsamer Recherche entschied ich mich am 12. Tag loszuziehen und mir bei Electron einen eBook-Reader zu kaufen.
Als einziges Modell stand ein Kindle Paperwhite zur Verfügung.
Okay, nehm‘ ich.
Zuhause angekommen sicherte ich mir ein Kindle Unlimited Abo und merkte mir die ersten Bücher vor.
Doch 24 Stunden am Tag nur lesen und schreiben ist mir zu wenig. Ich brauche auch etwas zur Unterhaltung.
Kein kaum YouTube
Das was für manche Netflix ist, ist YouTube für mich.
Normalerweise sammle ich am Tag so einige Minuten Videokonsum an. Egal ob beim Kochen, beim Essen, bei einer Pause oder zum Einschlafen. Ich bin es daran gewohnt, jederzeit Zugriff auf Videos zu haben.
Abgesehen von der Arbeit ist der Videokonsum wohl die größte Veränderung gewesen.
Die ersten 10 Tage konnte ich zumindest 2-3 Videos am Abend schauen.
Nach dem Monatswechsel musste ich mein Monatsvolumen auf 19 Tage, bis zum Ende der Reise, aufteilen. Dadurch habe ich die Videoanzahl auf 1 pro Tag beschränkt, was einem Leben ohne Internet schon gefährlich nah kommt.
Irgendeinen Tag bin ich um kurz vor 4 aufgewacht und war letztlich den kompletten Tag produktiv oder unterwegs. Gegen 17 Uhr entschied ich mich für den Feierabend und schaltete zum ersten Mal einen Fernseher in Spanien ein.
Ich zappte so durch und entdeckte Pokemon, was mich natürlich total begeisterte (ernsthaft). Zwar spreche ich bis jetzt kaum Spanisch, konnte im Kontext aber doch einige Wörter und Sätze wiedererkennen.
Wenig später lief noch SpongeBob – ähm ich meine Bob Esponja – und ich ging kurz danach sehr glücklich schlafen.
Mein Fazit nach der Internetlosen Zeit
Nach etwa 2 Wochen ohne Internet bemerkte ich einen Abfall meiner Motivation und Produktivität.
Immer nur die gleichen Aufgabe zu erledigen, langweilte mich mit der Zeit.
Mit dem Spaß nahm die Qualität ab und ich wurde nachlässiger in den Arbeiten.
Der Kindle Paperwhite wurde zwar ausreichend genutzt, doch auch hier fehlte die Abwechslung.
So entschied ich mich an einem recht langweiligen Samstagabend, an dem sich die Müdigkeit durch den gesamten Tag zog und ich keinerlei Motivation übrig hatte, nach einer SIM-Karte zu schauen.
Ich wurde schnell fündig (20 GB + 20 GB extra für 15 € bei Vodafone Spanien) und entschloss mich am darauffolgenden Montag das Angebot anzunehmen.
Die Motivation kehrte auf einen Schlag zurück.
Meine Zeit ohne dauerhaften Internetzugang war überstanden und ich erledigte noch am gleichen Tag alle liegengebliebenen Aufgaben, für die das Datenvolumen nicht ausreichte.
So gesehen habe ich mein Vorhaben nach 19 Tagen abgebrochen, doch für mich hat es sich vollends gelohnt.
In diesem Zeitraum habe ich sehr viel gelesen und so gut wie jeden Morgen mindestens einen halben Artikel geschrieben. Zudem habe ich neue wichtige Erkenntnisse über meinen Alltag erfahren.
In Zukunft möchte ich öfter Zeiten ohne Internet Zugang verbringen. Mit dem Unterschied, dass ich es plane und nicht überrascht werde. So könnte ich mich in den Tagen auf ein bestimmtes Thema konzentrieren und fokussiert daran arbeiten.
Das bedarf einer guten Planung und ich denke die maximale Dauer wird 2 Wochen kaum überschreiten.
Die Idee einer „Think Week“ wie Bill Gates es nennt, fand ich schon immer sehr ansprechend.