Vor Kurzem sah ich auf meinem Zweit-Smartphone eine ungewöhnliche Benachrichtigung.
Normalerweise nutze ich das Smartphone nur für Projektarbeiten. Noch nie hatte ich über diese Nummer einen Anruf erhalten. Doch nun zierten 2 verpasste Anrufe das Benachrichtigungsfenster.
Ich überlegte kurz, ob ich einfach zurückrufe.
Nein, mach ich ja sonst auch nicht.
Ich lag das Handy aus der Hand und mich wieder hin.
Trotzdem drehten sich die Gedanken weiter und ich überlegte wer das sein könnte. Ich schwankte zwischen einem Werbeanruf oder etwas Wichtigem.
Der Gedanke ließ mir keine Ruhe und ich stand auf, um mein E-Mail-Postfach zu prüfen.
Volltreffer: Ich fand eine E-Mail vor. In der Signatur stand die Nummer, die mich vergeblich versuchte anzurufen. Außerdem stand dort „ZDF – Terra X“.
Sie luden mich zu einem Videodreh ein – auf Madeira.
Content
- Anfangen lohnt sich (immer)
- Deine ersten Versuche werden schrecklich sein…
- Im Prozess findest du deine Stimme
- Wie du Durchhaltevermögen aufbaust und dranbleibst
- Starte mit so wenig Mitteln wie möglich
- Niemand interessiert sich für dich (nutze es aus!)
- Erfolg ist zu Beginn zweitrangig
- Durch ein Werk wirst du zur Persönlichkeit
- Fazit
Anfangen lohnt sich (immer)
Vielen von uns geht es ähnlich. Wir wollen Ideen umsetzen, ein Projekt angehen und hören bei den ersten Zweifeln wieder auf.
Manche verwerfen den groben Ideen-Entwurf bereits bei der ersten Hürde. Während andere es zumindest versuchen, aber mit der Zeit aufgeben.
Uns verlässt der Elan. Noch bevor wir in die Umsetzung kommen. Die Anfangseuphorie verfliegt und Zweifel, ob sich das überhaupt lohnt, machen sich breit.
Mir ging es lange Zeit sehr ähnlich.
Ich versuchte immer wieder mein Leben zu ändern, doch verwarf den Plan noch bevor ich den ersten Schritt setzte.
In meiner Jugend wollte ich unbedingt Musik machen. Ich lag nachts wach und malte mir aus, wie es wäre mit meiner Musik an die Öffentlichkeit zu treten. Irgendwas hielt mich zurück. So schrieb ich weiter die Songtexte für mich und klickte mich in FL Studio durch meine eigenen Beats. Ein umgebauter Schrank diente als meine Booth. Auf meinem Schreibtisch standen jederzeit ein Preamp sowie ein Audio Interface bereit. Doch in all den Jahren war es mir nicht gelungen etwas umzusetzen.
Dies änderte sich erst viele Jahre später.
Ich kam gerade aus einer schweren Zeit voller Ungewissheit und Schicksalsschlägen.
Diesen Schmerz wollte ich nie wieder fühlen und kurz bevor ich aufgeben wollte, überwallte mich die Motivation, die Verantwortung für alles was in meinem Leben passiert, selbst zu übernehmen.
Wie du siehst dauerte es bei mir so einige Zeit, bis ich mit der Umsetzung von Ideen begann.
Genauer gesagt waren es über 10 Jahre.
In diesem Beitrag möchte ich dir meine Erfahrung weitergeben, damit du deutlich schneller in die Umsetzung gelingst, als ich es tat.
Deine ersten Versuche werden schrecklich sein…
…und das ist auch gut so.
Hauptsache du kommst in die Umsetzung.
Schau dir die ersten Videos von YouTubern an, die heutzutage über eine Million Abonnenten haben.
Als Beispiel habe ich dir ein altes Video von Fritz Meinecke rausgesucht. Vom ersten Video bis hin zu 7 vs. Wild war es ein langer Weg und die Entwicklung spiegelt sich in seinen alten Videos wider.
Das Video ist nicht hochwertig produziert und der Inhalt ist mit vielen Ähh`s und Ähm`s geschmückt. Dennoch ist der Content hilfreich und liefert Informationen, die anderen in der Situation weiterhelfen.
Nimm irgendeinen YouTuber, der heute erfolgreich ist und schon einige Jahre Content veröffentlicht. Scroll bis zum ersten Video zurück und schau es dir an.
Danach wirst du viel motivierter sein, was die Umsetzung deines eigenen Contents betrifft. Denn zu Beginn stimmen die eigene Erwartungshaltung und das Ergebnis oftmals nicht überein. Daher sollte dir im Vorfeld bewusst sein, dass es einiges zu lernen gibt.
Betrachte diesen Prozess als wärst du auf der Suche nach deiner eigenen Stimme.
Russell Brunson schreibt dazu in seinem Buch Expert Secrets* (Leseempfehlung!) folgende Passagen über den Beginn seines Podcasts Marketing Secrets:
The first episodes were not good. In fact, years later, my friend Steve J Larsen told me, ‚the first forty-five or forty-six episodes weren’t very good, but then around that time is where it seemed like you found your voice, and they started getting better and better each episode after that.‘
Russell Brunson
Im Prozess findest du deine Stimme
Mit jeder umgesetzten Idee, sammelst du Erfahrungen und erkennst Optimierungspotential.
Ohne die ersten „schlechten“ Versuche, lernst du nichts dazu.
Während ich diesen Text schreibe, bin ich dabei meine ersten eigenen Videos auf YouTube zu veröffentlichen. Während meiner Bulgarien-Reise nahm ich meine Kamera überall mit hin. Etwa 2 Monate später wusste ich, dass mich das Thema auf jeden Fall reizt. Also besorgte ich mir Adobe Premiere Pro und begann, die ersten Videos zu schneiden. Währenddessen fiel mir auf, wie wackelig die Aufnahmen waren. Außerdem war die Perspektive meist die gleiche (also langweilig) und das Videomaterial hatte kaum eine Reihenfolge oder eine klare Struktur.
Ich musste also nicht mal nachschauen, was ich falsch gemacht hatte. Es war mir allein dadurch, dass ich etwas umgesetzt und kontrolliert habe, bewusst, was ich noch zu lernen habe.
Ich verarbeitete meine Erkenntnisse und drehte ein Video über die Stadt Tirana, in der ich mich zu diesem Zeitpunkt befand.
Dieses sollte mein 6. Video werden und das erste, mit dem ich vollkommen zufrieden war (also vorerst). Hätte ich nicht die ersten 5 schlechten Videos gedreht (die ich trotzdem online stelle), wäre ich nicht zu einem Video gekommen, auf das ich halbwegs stolz bin. Ein paar Monate später brachte es mir dann einige Tausend Klicks und überwiegend positives Feedback ein.
Und genauso ist es beim Texten, Singen, Zeichnen, Malen, Rappen oder was auch immer du machen möchtest.
Tu es einfach.
Beobachte dich dabei und frage dich, ob es dir Spaß macht und dir etwas bringt.
Falls du diese Frage mit einem „ja“ beantworten kannst, solltest du unbedingt dranbleiben.
Wie du Durchhaltevermögen aufbaust und dranbleibst
Keine Sorge.
Wir machen einen großen Bogen um das böse D-Wort. Du brauchst keine Disziplin, um regelmäßig an deinem Projekt zu bearbeiten und in die Umsetzung zu kommen.
Zu diesem Thema habe ich bereits einen Beitrag verfasst, den du hier lesen kannst:
Zum Blog: Selbstdisziplin aus Gewohnheit
Um es kurz zu halten:
Was zählt ist Gewohnheit. Bau dir eine Gewohnheit auf, regelmäßig an deinem Content zu arbeiten. Das wichtigste dabei ist es groß zu denken und klein zu arbeiten. Du brauchst ein Ziel, in welche Richtung du dich bewegen möchtest. Doch viel wichtiger ist es, dieses Ziel in kleinen Schritten anzugehen und dies mit Kontinuität.
Viele machen zu Beginn den Fehler und nehmen sich zu viel vor. Oftmals reicht die Anfangs-Motivation nur wenige Tage aus und wir verwerfen die Idee.
Egal um was es dabei geht: Wenn du etwas in dein Leben etablieren möchtest, liegt das Geheimnis in kleinen sowie präzisen Aufgaben.
Folgend zwei Beispiele, was ich meine:
1: Du möchtest regelmäßig laufen gehen? Dann nimm dir vor, jeden 2. Tag für 5 Minuten laufen zu gehen. Nicht mehr. Falls du dann doch Lust auf mehr hast, hindert dich niemand. Nachdem du nun 2 Wochen lang regelmäßig deine 5 Minuten gelaufen bist, erhöhst du es auf 10 Minuten. Diesen Schritt wiederholst du so lange, bis das Laufen zu deinem Leben gehört und du auch mal für längere Zeit deine Runden drehen kannst. Würdest du stattdessen von Beginn an planen, jeden Tag 30 Minuten zu joggen, zweifelst du garantiert schon am 3. Tag, ob du es wirklich willst. An Tag 4 verschiebst du es auf morgen und 1 Woche später hat dich der Frust über die Nichteinhaltung deines Planes erreicht. Du gibst auf.
2: Du möchtest eine neue Fremdsprache lernen? Beginne damit jeden Tag 5-10 Minuten mit einer App deiner Wahl zu lernen. Ich nutze dazu z.B. Memrise oder Duolingo, die beide kostenlos nutzbar sind. Trage es dir im Kalender ein und halte dich jeden Tag daran. 5 Minuten eignen sich hervorragend, um Lücken in deinem Alltag zu nutzen. Nach einigen Tagen täglichem Lernen erhöhst du das Pensum auf 10-15 Minuten und machst auf diese Weise weiter, bis sich das tägliche Lernen normal anfühlt. Vor allem bei Sprachen ist diese Methode sinnvoll. Anfangs lernst du die einfachsten Begriffe, die du dir leicht einprägst. Doch mit der Zeit kommen die ersten komplexeren Sätze, was an deinem Durchhaltevermögen zerrt. Hast du jedoch schon viele Tage gelernt, hast du die Basics bereits verinnerlicht und auch komplexere Wörter und Sätze fallen dir leichter.
Starte mit so wenig Mitteln wie möglich
Jeder der seine Ideen umsetzen wollte, tat es mit dem ersten Schritt.
Gestalte diesen so einfach wie möglich und setze ihn schnellstmöglich um.
Es geht in erster Linie nicht um das „Wie“.
Du wirst es bei der Umsetzung schon herausfinden, wie es geht.
Das „Was“ ist wichtig und vielbedeutender ist das „Warum“.
Setze dir ein großes „Warum“ und du kommst automatisch in die Umsetzung.
Wenn es ums Equipment geht, solltest du nutzen, was du bereits hast. Halte die Anfangsinvestition gering und komme ins Handeln.
Du brauchst nicht die beste Kamera, um das erste Video zudrehen. Dafür reicht dein Smartphone vollkommen aus. Was das Thema bloggen angeht, reicht zu Beginn ein Webseiten-Baukasten. Du muss dich nicht mit WordPress auseinandersetzen, geschweige denn selbst programmieren können.
Halte den Fokus auf die Produktion.
Um alles andere kannst du dich später kümmern. Sobald du viel produziert hast und es Zeit für den nächsten Schritt ist.
Meine aktuelle Motivation liegt in der Videoproduktion. Auch wenn es sich noch ungewohnt anfühlt, fühle ich den Fortschritt. Vor noch ein paar Monaten hatte ich keinerlei Ahnung, wie ich es anstellen soll. Doch nach stundenlangem Studium von YouTube Videos mit lauter Tipps und meinen ersten eigenen Videodrehs bekomme ich langsam ein Gefühl dafür.
In den letzten 1,5 Wochen habe ich mich täglich mit Premiere Pro beschäftigt und hatte schon einige Erkenntnisse.
Dabei habe ich wieder einmal festgestellt, wie wichtig die Umsetzung ist.
Denn erst währenddessen lerne ich, was mir fehlt, was ich noch lernen muss und was ich bereits kann.
Niemand interessiert sich für dich (nutze es aus!)
Auf welche Person schaust du als erstes, wenn du ein Gruppenfoto betrachtest?
Mit großer Wahrscheinlichkeit wirst du dich auf dem Foto selbst suchen.
Trotzdem fällt es vielen schwer, sich im Internet zu zeigen.
Mir geht es ebenfalls so. Bevor ich mein erstes YouTube Video rausgebracht habe, brauchte ich monatelange Vorbereitung.
Kennst du das Gefühl, wenn du in Social Media einen Post absetzen möchtest und total aufgeregt wirst?
Zumindest ging es mir immer so.
Darum habe ich nie etwas auf Facebook gepostet und auch Twitter fiel es mir sehr schwer, unter meinem eigenen Namen zu schreiben.
Also entschied ich mich, regelmäßig (alle 3 Tage) ein Bild von mir auf Instagram zu posten, damit ich dieses Gefühl loswerde.
Natürlich gibt es keinen Grund, Angst zu haben.
Den meisten bist du schlichtweg egal.
Ich meine das gar nicht negativ.
Sie werden dein Bild liken und danach weiterziehen.
All die Gedanken, die du währenddessen hegst, spielen für die meisten gar keine Rolle. Betrachtest du dein eigenes Bild, findest du etliche Makel, die dir nicht gefallen. Denke daran, dass die meisten Betrachter dieses Detail vermutlich nicht mal wahrnehmen.
Diese Art der Sorge hält uns nur ab, voranzukommen.
Je größer der Schritt ist, desto schwer fällt es natürlich.
Nach einigen Wochen regelmäßigen Postings verschwand mein Gefühl der Unsicherheit und heute kann ich Content droppen, wie ich möchte.
Erfolg ist zu Beginn zweitrangig
Eines brauchen wir gar nicht abzustreiten:
Für jeden von uns spielt der Erfolg in dem was wir tun eine Rolle.
Niemand will Texte schreiben, die keiner liest.
Kein Künstler möchte, dass seine Werke nicht gesehen werden.
Genauso wie jeder YouTube darauf aus ist, möglichst viele Klicks zu erhalten.
Doch genau diese Erwartungserhaltung kann uns zu Beginn in unserem Vorhaben zurückwerfen.
Es ist schlichtweg nicht der Normalfall, dass du mit deiner ersten Publikationen einen riesigen Hype auslöst.
Das gehört zu den absoluten Ausnahmeerscheinungen.
Gehe davon aus, dass niemand deinen ersten Text lesen wird. Auch dein YouTube Video wird zu Beginn nur wenige Aufrufe erhalten.
Und das ist auch gar nicht schlimm.
Nutze es als Vorteil.
Es nimmt dir den Druck, etwas Unglaubliches zu schaffen.
In erster Linie geht es viel mehr darum, überhaupt etwas zu machen. Ohne die erste Umsetzung können wir nichts dazu lernen.
Im Laufe der Zeit sammeln sich deine Werke und die Aufmerksamkeit deiner Zielgruppe kommt schon von alleine.
Das wichtigste ist es nun mal dranzubleiben, bis sich der Erfolg einstellt.
Genau aus diesem Grund sollte dir der Ertrag zu Beginn (fast) vollkommen egal sein.
Verbuche es stattdessen als persönlichen Erfolg, dass deine Ideen umsetzen kannst und dir zutraust, es zu veröffentlichen. Allein an diesem Schritt scheitern schon die meisten von uns.
Sobald es für dich normal anfühlt, Content zu produzieren und zu veröffentlichen, hast du reichlich Zeit, dem Erfolg hinterherzujagen.
Mit dem großen Unterschied, dass du nun eine breite Basis aufgebaut hast, mit der du deine Zielgruppe bedienst.
Überleg einfach selbst, wann du auf Musiker, Content Creator oder eine Fernsehserie aufmerksam geworden bist. Es ist selten, dass wir von Anfang an dabei sind. Es sei denn du bist tief mit der Szene verbunden. So war ich damals die 300. Person, die die Facebook-Seite von Cro geliked hat. Das lag aber auch daran, dass mein damaliges Leben zu 80 % aus Deutschrap bestand. Von anderen Musikern anderer Genres (und Länder) habe ich erst erfahren, nachdem sie schon lange bekannt waren.
So wird es wahrscheinlich auch bei deinen Ideen sein. Also lass dich davon nicht abhalten, nur weil du zu Beginn weniger Aufmerksamkeit bekommst, als du verdienst.
Durch ein Werk wirst du zur Persönlichkeit
Wenn die Dinge besser werden sollen, müssen zuerst wir besser werden
Bodo Schäfer
Der Großteil aller bekannten Persönlichkeiten wurde erst durch ihr Werk berühmt.
Fokussiere dich auf deine Werke und du wirst mit der Zeit automatisch zu einer Persönlichkeit.
Durch dein Schaffen entsteht eine Verbindung zu dir selbst, wodurch du Wiedererkennungswert erlangst.
Wenn wir also unsere Lebensumstände verbessern wollen, sollten wir dies durch unsere Werke versuchen.
Eine Persönlichkeit entsteht durch ein Werk.
Werke entstehen durch Umsetzung.
Und wie du deine Ideen umsetzen wirst, hast du nun in meinem Beitrag erfahren.
Also worauf wartest du noch? ?
Fang heute an und setzte den ersten Schritt. Egal wie klein er ist.
Fazit
An dem Videodreh mit Terra X konnte ich leider nicht teilnehmen. Als der Anruf kam, war ich schon in Albanien und das ZDF Team dachte ich wäre noch auf Madeira. Sie suchten kurzfristig einen Ersatz und stoßen dabei auf meinen Madeira Blog.
Dennoch verlieh mir allein die Anfrage eine enorme Motivation. Ohne dass ich Beiträge in meinem Blog veröffentlicht hätte, wäre es nie dazu gekommen. Es war für mich ein weiteres Zeichen, dass es sich die Umsetzung an eigenen Projekten lohnt. Noch wichtiger ist es natürlich dranzubleiben.